Radar:Alu-Trojaner fürs Festspielpublikum

Radar: Emil Nolde: Stiefmütterchen und Federbusch, um 1930.

Emil Nolde: Stiefmütterchen und Federbusch, um 1930.

(Foto: Galerie Kovacek)

Von Antike bis zum Wiener Aktionismus: Auf der Salzburger Art & Antique lustwandelt man auf Niveau.

Von Dorothea Baumer

Sie gilt seit Jahren als schönste Ergänzung der Salzburger Osterfestspiele: die Kunstmesse Art & Antique in der Residenz. Ab dem heutigen Samstag und bis zum 2. April lädt sie zu ihren Präsentationen in die barocken historischen Räume. Mit 39 Ausstellern ist die Veranstaltung angenehm überschaubar und gleichzeitig abwechslungsreich genug, anregendes Lustwandeln auf hohem Niveau zu gestatten.

Wer gern in jahrtausendealte Vergangenheiten eintaucht, könnte am Stand von Christoph Bacher Archäologie Ancient Art an einem Kalksteinrelief aus Ägyptens Altem Reich gefallen finden. Wer das höfische Möbel des 18. Jahrhundert sucht, hätte mit einem intarsierten Klappschreibtisch aus der Werkstatt von Abraham Roentgen bei Christian Eduard Franke ein besonders edles Stück vor Augen, das perfekt die Ebenistenkunst der Epoche repräsentiert.

Etwas breiter wird das Terrain, wo die Wiener Moderne um 1900 in Sicht kommt. Da rückt Susanne Bauer den genialen Entwurfskünstler Dagobert Peche gebührlich ins Licht, zum Beispiel mit einem Messing-Tafelaufsatz aus der Wiener Werkstätte von 1923.

Neben verschiedenen Formen des Kunsthandwerks aus der Zeit lenkt die Galerie bei der Albertina Zetter den Fokus zunehmend auf die österreichische Nachkriegsmoderne und kombiniert dazu Skulpturen wie das Aluminium-Kunstharzgebilde "Trojanisches Pferd" von Joannis Avramidis aus dem Jahr 1970. Und nicht zuletzt den Pionieren der Moderne widmet man sich bei Wienerroither & Kohlbacher mit anspruchsvollen Arbeiten, Handzeichnungen von Gustav Klimt und Egon Schiele.

Es ist wohl diese ansprechende Mischung, die alpenländische Volkskunst ebenso umfasst wie Schmuck und Silberwaren aus den Tiffany Studios (Pintar), die das Festspielpublikum zu bezaubern vermag. So herrscht auch kein Mangel an Bildern, ob bäuerliches Genre (Dr. Riedl), biedermeierliche Szenen eines feinen Naturalismus (Giese & Schweiger) oder die so unverwechselbaren wie begehrten Schneelandschaften Alfons Waldes (Freller).

Mit Emil Nolde (Kovacek Spiegelgasse) und Serge Poliakoff (Galerie Française) fehlt es nicht an internationalen Größen, auch Hermann Nitsch zählt dazu, mit einem aus dem Wiener Aktionismus hervorgegange-nen Schüttbild (Zimmermann Kratochwill).

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