Pythagoras und Symmetrierechnungen:Mathe leicht gemacht

Eine Ausstellung nicht nur für Schüler im Ägyptischen Museum

Von Jennifer Gaschler

Wieso wachsen Kürbisse nicht an Bäumen? Und wieso konnte der Erfinder des Schachspiels ein gutes Geschäft machen, als er zum Lohn verlangte, dass ein Schachbrett mit Weizenkörnern bestückt werden soll, auf jedem Feld die doppelte Menge des vorherigen? Mit derlei Denkaufgaben erklärt eine Ausstellung im Ägyptischen Museum die Welt der Mathematik. Sie richtet sich damit hauptsächlich an Schüler, denn thematischer Inhalt ist die Schulmathematik - der Satz des Pythagoras oder Symmetrierechnungen.

Sieben Themenfelder spricht die Ausstellung an, die genannten Beispiele stammen aus einem Bereich, der sich mit potenziellem und exponentiellem Wachstum beschäftigt. Mit Ingenieuren kann man sich auf Spurensuche nach Mathematik im Alltag begeben, etwa anhand von Kugelrennbahnen das Bernoulli-Problem erklären. Modelle stellen die theoretischen Inhalte der Infotafeln plastisch dar. Viele dieser Objekte lassen sich interaktiv erkunden. Arbeitsblätter liegen dabei an jeder Station aus, die Lösungen erhält man im Internet oder über die App "Matheliebe". Der Versuch, sich spielerisch und bunt einem trockenen Thema zu nähern, gelingt jedoch nur bedingt. Vor allem die Schautafeln bleiben vielfach zu abstrakt. Eine willkommene Abwechslung zum Schulunterricht ist die Ausstellung dennoch. Konzipiert wurde sie von einem ehemaligen Mathematiklehrer. Georg Schierscher begann aus Mangel an anschaulichem Unterrichtsmaterial damit, eigene Modelle zu bauen. Das Landesmuseum Liechtenstein entwickelte dann anhand dieser Objekte die Wanderausstellung "Wunderwelt Mathematik".

Die Schau versucht zusätzlich den Bogen zu schlagen zur Ägyptischen Mathematik. Das liegt nahe, hatten doch die Ägypter noch vor den Griechen ein Zahlensystem, kannten die Grundrechenarten und wendeten sie praktisch an. Das war nötig beim Pyramidenbau oder zur Berechnung der Größe von Ackerfeldern. Ein wichtiger Wissensschatz für spätere Theoretiker. Leider steht der altägyptische Aspekt zu sehr im Hintergrund und wird nur anhand von Infotafeln vorgestellt. Gerade hier wären Anschauungsobjekte schön gewesen.

Am meisten Wissen nehmen junge Besucher wohl mit, wenn sie sich durch die Wunderwelt der Mathematik führen lassen, sonst bleiben einige Inhalte zu theoretisch. Mathematikstudenten führen Schulklassen und geben an Sonntagen allen Besuchern Auskünfte. Das altägyptische Zahlensystem können Gruppen in Workshops lernen; im August gibt es ein Ferienprogramm zur altägyptischen Mathematik.

Dass Kürbisse nicht an Bäumen wachsen, ist übrigens eine Frage der verschiedenen Wachstumsmodelle. Während der Stil nur quadratisch wächst (x²), wächst der Kürbis kubisch (x³). Dadurch ist der Körper bald zu groß für den Stil, dieser kann dessen Gewicht nicht mehr tragen. Die Natur lässt Kürbisse deshalb am Boden wachsen. Der kluge Erfinder dagegen erhielt am Ende 18,45 Trillionen Weizenkörner, eine exponentielle Steigerung des einen Korns auf dem ersten Schachfeld. Mathematik ist also ganz einfach, wenn sie nur richtig erklärt wird.

Wunderwelt Mathematik, bis 6. November, Ägyptisches Museum, Gabelsbergerstraße 35

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