Psychothriller:Wuchern mit den Pfunden

"10 Cloverfield Lane" kommt aus der Werkstatt von J.J. Abrams und dreht sich um John Goodmans Hinterteil.

Von David Steinitz

Wir müssen dringend über den Hintern von John Goodman sprechen. Denn dieses leinwandfüllende Hinterteil ist der große, schwabbelnde Star des Horrorthrillers "10 Cloverfield Lane".

Der Film beginnt zunächst mit einem lauten Knall: Ein hübsches Mädchen namens Michelle (Mary Elizabeth Winstead) hat einen Autounfall - und als sie wieder aufwacht, liegt sie leicht bekleidet und schwer angekettet auf einer Matratze in einem Bunker. Dieser wird vom übergewichtigen Howard (John Goodman) beherrscht. Er erzählt ihr, sie müsse zu ihrem eigenen Schutz hier unten bleiben. Die Menschheit sei durch eine chemische Katastrophe hinweggefegt worden, an der die Russen und / oder die Marsianer schuld seien.

Es entspinnt sich ein gemeines Psychospiel, in dem Michelle herausfinden muss, ob sie tatsächlich von einem freundlichen Mann gerettet oder von einem irren Psychopathen eingesperrt wurde. Über den weiteren Verlauf dieses Horrorstücks wird natürlich nichts verraten, großes Bunkerehrenwort. Was man aber laut verkünden muss: der große John Goodman läuft hier zu absoluter Höchstform auf.

Sein Howard ist nicht nur ein pessimistischer Apokalyptiker, er ist auch, die Inneneinrichtung seines Bunkers beweist es, ein überzeugter Kleinbürger. Er besitzt zum Beispiel nicht nur eine exquisite Brettspielsammlung, sondern auch ein Fass mit zischender Säure, in dem er unliebsame Dinge auflöst.

10 CLOVERFIELD LANE; 10 Cloverfield Lane

Im Bunker: Mary Elizabeth Winstead, bewacht von John Goodman.

(Foto: Paramount)

"10 Cloverfield Lane" wurde von "Star Wars"-Reanimator J.J. Abrams produziert, der Titel ist eine Reminiszenz an den Wackelkamera-Horrorfilm "Cloverfield" von 2008, der viel Geld einbrachte und deshalb wohl als Werbepate dient. Dabei haben beide Filme lediglich gemeinsam, dass sie unter Abrams Aufsicht entstanden. In dessen Firma Bad Robot, die mehr Hollywood-Think-Tank ist als klassisches Produktionsbüro, wird nicht nur an Blockbustern gebastelt, sondern auch an Low-Budget-Experimenten wie diesem - damit der kreative Nachwuchs sich austoben kann.

Das Psychostück "10 Cloverfield Lane" ist das Kinodebüt des Regisseurs Dan Trachtenberg, er hat es für weniger als zehn Millionen Dollar gedreht - Taschengeld in Hollywood. Auch wenn er sich in der zweiten Hälfte im dramaturgischen Nonsens verheddert, ist ihm mit Goodman ein Glanzstück gelungen. Allein wie er die Physis dieses gewaltigen Mannes inszeniert, gibt dem Zuschauer ein verstörendes Rätsel auf - womit wir nun endlich beim Hintern wären.

Ächzend und stöhnend schleppt Goodman diesen durch sein kleines Reich, als würde er gleich an seiner Fettleibigkeit ersticken - nur um im nächsten Moment mit dem Popo zu wackeln, als wäre er ein 19-jähriges Cheerleader-Girl. In einer sensationellen Szene schleppt er sich zur extra im Keller aufgestellten Jukebox, und kaum erklingen ein paar flotte Töne, lehnt der Koloss sich brummend nach vorne, hebt das Hinterteil in die dafür gerade ausreichende Großaufnahme und lässt es im Kreis schwabbeln. Hätte die Oscar-Academy auch nur ein rudimentäres Humorverständnis, müsste sie sich diesen Auftritt vormerken.

10 Cloverfield Lane, USA 2016 - Regie: Dan Trachtenberg. Buch: Josh Campbell, M. Stuecken, D. Chazelle. Kamera: Jeff Cutter. Mit: Mary Elizabeth Winstead, John Goodman. Paramount, 103 Min.

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