Probenbesuch:In der Mitte der Musik

Probenbesuch: Barbara Hannigan bei der Probe im Münchner Herkulessaal.

Barbara Hannigan bei der Probe im Münchner Herkulessaal.

(Foto: Peter Meisel)

Niemand singt Neues so hinreißend wie Barbara Hannigan, die gerade in München beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks gastiert.

Von Reinhard Brembeck

Diese Frau ist der Traum jedes Komponisten. Barbara Hannigan steht bei der Probe im Münchner Herkulessaal mit dem Rücken zu den leeren Zuschauerreihen und singt den sich noch durch die Noten von Hans Abrahamsens "Let Me Tell You" kämpfenden BR-Symphonikern ihre Partie auswendig vor. Lässig, lockend, nonchalant, geheimnisvoll. Nur sechs Tage habe sie gebraucht, um diese halbe Stunde meditativ todestrunkener Musik auswendig zu lernen: sehnsüchtige Gesangslinien, die gern kurz vor oder nach einer Zählzeit und noch lieber unvermittelt einsetzen, die oft ein leicht erregtes Atmen andeuten, sich in aberwitzige Höhen aufschwingen, dort in endlos gehaltenen Tönen erstarren, dann wieder rhythmisch dahinwuseln, abrupt abbrechen. Da staunen auch die BR-Musiker, ebenso wie Dirigent Andris Nelsons, der schon vor eineinhalb Jahren die Uraufführung in Berlin dirigierte. Natürlich mit Barbara Hannigan, die immer dann geholt wird, wenn es darum geht, die schwierigsten Sopransoli möglichst begeisternd zu singen.

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