Echos für die alten Männer Bohlen und Carpendale

Veranstaltungsort war das Berliner ICC, dessen funktionaler Architektur innerhalb von sechs Tagen und mit Hilfe von 500 Kräften sowie 150 Litern Farbe Glanz verliehen wurde.

Mehr als 1.000 Lampen setzten die knapp 5 000 Gäste ins richtige Licht. Viel Glamour war da zu sehen, vor allem bei den weiblichen Promis wie Katja Riemann, Alexandra Kamp oder Bohlen-Freundin Estefania.

Die Männer lösten die Kleiderfrage sehr unterschiedlich. Während Scooter-Frontmann H.P. Baxxter zum schicken Anzug Kajalstrich und Lidschatten trug, sah Superstar Phil Collins mit beiger Hose und Fleecejacke eher aus wie just vom Wanderausflug zurückgekehrt.

Blödelbarde Otto Waalkes kam gar mit Skimütze und gefütterter Cordjacke, sammelte mit seinen Seidensocken aber wieder Pluspunkte.

Hunderte vornehmlich weiblicher Fans hatten bei Temperaturen um den Gefrierpunkt stundenlang ausgeharrt, um dem Defilé der Stars beizuwohnen.

Der Kreisch-Pegel stieg drei Mal besonders an: Zunächst ließ sich die schwarz gekleidete Punk-Popperin Pink sehen, dann kam die wie meistens tief ausgeschnittene Kylie Minogue und schließlich Anastacia.

Die Pop-Diva trat nach langer Krankheitspause erstmals wieder in Europa auf - auf dem Teppich noch mit gewohnter Brille, später auf der Bühne ohne Sehhilfe, wegen einer Tonpanne dafür gleich zwei Mal.

Ein wenig "Nippelgate" lag beim Echo in der Luft, doch zur vollständigen Brust-Entblößung wie unlängst bei Janet Jackson kam es nicht - auch Dank der Hilfe des glänzend aufgelegten Moderators Oliver Geißen, der Viva-Kollegin Gülcan Karahanci während ihrer Laudatio das tief ausgeschnittene, leicht derangierte Glitzer-Top von hinten vorsorglich zusammenhielt.

Die Zuschauer am Fernseher hätten es wohl sowieso nicht bemerkt, RTL übertrug die Gala zeitversetzt.

"Hallo Echo - Hallo Otto"

Beim musikalischen Live-Spektakel auf der 1 200 Quadratmeter großen Bühne setzten besonders die Retro-Rocker The Darkness als musikalische Pausenfüller Akzente.

Enrique Iglesias überraschte mit einem für seine Verhältnisse sehr rockigen "Not In Love".

Eine Zwangspause wegen eines technischen Defekts gab es nach dem Live-Auftritt von Wir sind Helden.

Mit einem stilechten "Hallo Echo - Hallo Otto" begann die Einlage von Laudator Otto Waalkes, der im Gegensatz zu Comedian Michael Mittermeier gut zu verstehen war.

"Wer fragt uns täglich Löcher in den Bauch - Günther Jauch. Wer leidet ständig unter Größenwahn - Olli Kahn. Wer nervt dich, ob du wach bist oder schläfst - Jürgen Drews", gab Otto zum Besten und rappte dann hinüber zur Auszeichnung in der Kategorie HipHop/R&B national, die Seed mit "Music Monks" verliehen wurde.

Sasha hielt als Dick Brave im weißen Anzug mit orangefarbenem Hemd und angedeutetem amerikanischen Akzent die Laudatio für die besten deutschen Newcomer.

"Muss ganz schnell pinkeln gehen", beeilte sich der Chartstürmer, bevor er den Echo unter donnerndem Applaus an Wir sind Helden übergab, die an diesem Abend mehrfach ausgezeichnet wurden. Sasha konnte sich später noch selber freuen, er wurde als bester nationaler Rockpop-Künstler geehrt.

Bevor ein Großteil der Gäste zur Aftershow-Party entschwand, rockte Dick Brave mit seinen Backbeats zunächst den Song "Take Good Care Of My Baby", um dann mit dem Titel "Walk This Way" unbeabsichtigt aber passend die Richtung für die nächsten Echo-Verleihungen vorzugeben.