Porträts von Zwillingen und Drillingen:Finde den Fehler

Der deutsche Fotograf Martin Schoeller hat eineiige Zwillinge und Drillinge porträtiert. Der direkte Vergleich ist verblüffend.

Von Johanna Bruckner

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Quelle: Martin Schoeller; Martin Schoeller

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Fremde Menschen anzustarren, widerspricht den Regeln der Zivilisation. Das weiß auch Martin Schoeller. Der in Deutschland geborene Fotograf will mit seinen Porträts "eine Konfrontation zwischen Betrachter und Betrachtetem ermöglichen, die in der täglichen Interaktion unmöglich wäre, ohne unhöflich zu sein". Das gilt wohl umso mehr für seine Serie "Identical", die jetzt im Rahmen einer Werkschau im Museum für Fotografie in Stockholm zu sehen ist. Schoellers Aufnahmen von eineiigen Zwillingen, Drillingen und sogar Vierlingen sind darauf ausgelegt, dass man ganz genau hinschaut, auf jede Hautfalte, Haarlinie, Abweichung.

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Quelle: Martin Schoeller; Martin Schoeller

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Bei Katie (links) und Sarah Parks sind die Unterschiede so fein, dass Schoeller sie seine mirror twins, also Spiegel-Zwillinge, nennt. Selbst die leicht hochgezogene linke Augenbraue findet sich bei beiden Mädchen. So wird die Suche nach dem, was anders ist, zum Bilderrätsel. Zieht Katies linker Mundwinkel ein bisschen stärker nach oben? Ist Sarahs Nasenrücken ein wenig schmaler? Finde den Fehler!

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Quelle: Martin Schoeller; Martin Schoeller

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Der Auftrag, beim jährlichen Zwillingsfestival in Twinsburg, Ohio, zu fotografieren, kam ursprünglich vom renommierten Wissensmagazin National Geographic - und Schoeller war wenig begeistert. "Echt jetzt, Zwillinge? Das ist doch ein alter Hut, jeder Fotograf macht das ..." Erst als er Protagonisten einzeln fotografierte und die Aufnahmen nebeneinander hielt, habe er eine "heiße Spur" gehabt. Der Wahlamerikaner zeigt Zwillinge wie Marilyn (links) und Carolyn Elders als Individuen - und betont so zugleich ihre Zueinandergehörigkeit.

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Quelle: Martin Schoeller; Martin Schoeller

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Jonas, Moses und Noah Allooh (von links) wären auch ohne Einheits-T-Shirt als Einheit zu erkennen. Und doch sind Schoellers Fotos auch deshalb so faszinierend, weil der Betrachter über die unterschiedlichen Charaktere der Drillinge spekulieren kann. Ist Jonas mit seinen traurig wirkenden Augen der Nachdenkliche der Brüder? Aus dem Blick von Moses lesen die einen Spott, die anderen Offenheit. Was steckt dahinter?

Martin Schoeller: Identical

Quelle: Martin Schoeller

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Auf der Suche nach Antworten geht der Betrachter noch ein Stückchen näher heran. Doch es helfen weder konzentriertes Starren noch der Rotstift. Die Fotos bleiben voller Spannung. Das ist bemerkenswerter, weil die "Identicals"-Reihe die für Schoeller typisch glatte, fast klinische Ästhetik hat.

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Quelle: Martin Schoeller

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Mittlerweile ist ein Bildband zur Serie erschienen (die gebundene Ausgabe kostet knapp 30 Euro). Auf dem Cover sind die mirror twins, Katie und Sarah, abgebildet - als eine Person. Das ist kein Bruch mit dem Konzept, sondern zeigt, dass auch den Fotografen eine Frage nicht loslässt: Wie kann so viel Ähnlichkeit sein?

"Identical" ist die anspruchsvolle Alternative zum Rätselheft - denn im Gegensatz zu den dortigen Bilderrätseln gibt es bei Schoellers Aufnahmen keine Auflösung. Namen und Geburtsjahr, mehr verrät er nicht über seine Protagonisten.

Die Werkschau "Up Close" von Martin Schoeller ist bis zum 7. Februar 2016 im Stockholmer Museum Fotografiska zu sehen.

© SZ.de/feko
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