Porträt:John Lasseter

Lesezeit: 2 min

Der Produzent des erfolgreichsten Animationsfilms aller Zeiten: Findet Nero, begann wie Hunderte von anderen Animationszeichnern als kleiner Angesteller in den Disney-Studios von Burbank, Kalifornien.

Tobias Kniebe

Dass er einmal Milliarden zum Umsatz Hollywoods beisteuern würde, hätte sich John Lasseter, 46, vor zwanzig Jahren noch nicht träumen lassen.

(Foto: N/A)

Aber die Fisch-Saga "Findet Nemo", die er produziert hat, ist mit einem Umsatz von jetzt schon mehr als 400 Millionen Dollar der erfolgreichste Animationsfilm aller Zeiten - Disneys traditionell hergestellter "König der Löwen" wurde bereits überrundet.

Nach der Kunstakademie schuftete Lasseter, zusammen mit Hunderten von anderen Animationszeichnern, als kleiner Angesteller in den Disney-Studios von Burbank, Kalifornien.

Glücklich wurde er dort nicht, und in seinem Hinterkopf formte sich die Frage seines Lebens: Kann man mit den Hochleistungscomputern, die gerade die Welt revolutionierten, nicht auch neuartige Animationsfilme herstellen?

Eine Idee, die damals absurd erschien - und insbesondere bei Disney an heilige Überzeugungen rührte: War es nicht gerade der menschliche Federstrich, der Mythos des Altertümlichen und Handgefertigten, der den Zeichentrick so beliebt machte?

Offenbar nicht. Lasseter, Vater von fünf Kindern, hat seine Idee konsequent verfolgt - und inzwischen nicht nur die Kinderzimmer der Welt erobert. Zwei Jahre Lehrzeit beim "Krieg der Sterne"-Mogul George Lucas halfen ihm, die digitale Technik besser zu verstehen.

Dann tat er sich mit einem weiteren Computer-Visionär zusammen, dem "Apple"-Erfinder Steve Jobs. Sie gründeten die Firma Pixar, und 1995, zehn Jahre nach den ersten Tests, brachten sie unter Lasseters Regie den ersten Spielfilm in die Kinos. "Toy Story" war eine Spielzeugwelt, aus Bits und Bytes erzeugt, irreal und künstlich in der Anmutung - und sofort ein Hit.

Unter der technoiden Oberfläche verbarg sich eine lustige, anrührende, sehr menschliche Geschichte - und eine Leidenschaft für das Kino, die half, auch die Herzen der Kritiker zu erobern. Ein Oscar für "besondere Leistungen" war der Lohn.

Aus diesem vielversprechenden Anfang formte Lasseter, der bei der Arbeit nur Hawaii-Hemden trägt, leidenschaftlicher Spielzeugsammler ist und von Kollegen als großes Kind beschrieben wird, ein wahres Imperium der bunten Pixel. Alle bisherigen Pixar-Filme - "Das große Krabbeln", "Toy Story 2" und "Monsters, Inc." - entstanden abseits von Hollywood in den grünen Weinbaugebieten der San Francisco Bay. Alle wurden weltweit Hits.

Bei "Findet Nemo" hat Lasseter zwar nicht mehr selbst Regie geführt, aber die Gestaltung und der Humor des Films tragen eindeutig seine Handschrift.

Die Bilder, diesmal aus der Unterwasserwelt der australischen Korallenriffe, sind präziser und lebensechter als je zuvor - und die Zuschauer wissen das zu würdigen. Damit hat der Mann, der kürzlich auf einer Liste der einflussreichsten Hollywood-Mogule bereits Platz 23 belegte, auf dem Feld der Animation endgültig die Macht übernommen.

Gleichzeitig markiert dieser Moment eine Zäsur in der Filmgeschichte - auch die digitalen Kollegen von Mickey Mouse, Bambi und Dumbo dürfen nun wohl in den Olymp des Kinos einziehen.

© SZ v. 20.11.2003 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: