Als Michael Sturminger am 30. März dieses Jahres gefragt wurde, ob er eine Neuinszenierung des "Jedermann" für die Salzburger Festspiele übernehmen würde, empfand er das als ein Angebot, das man nicht ablehnen könne. Zu diesem Zeitpunkt hatte er den "Jedermann" ein Mal gesehen, vor vielen Jahren und damals nicht einmal auf dem Domplatz von Salzburg, sondern im Festspielhaus; er hatte nie davon geträumt, Hugo von Hofmannsthals Stück zu inszenieren, und fühlte sich zu diesem auch nicht hingezogen. Ursprünglich war auch gar keine Neuinszenierung geplant. Die Regisseure Julian Crouch und Brian Mertes sollten ihre Inszenierung, die in den vergangenen Jahren in Salzburg zu sehen war, nur überarbeiten - aber wie und wie stark, darüber konnten sie sich nicht mit der Festspielleitung einigen. Für die kurzfristig anberaumte Neuinszenierung kam man auf Sturminger wahrscheinlich auch deshalb, weil er einer ist, der das in dreieinhalb Monaten hinkriegen kann: Konzept, Bühnenbild, Proben. An diesem Freitag ist Premiere.
Porträt:Der Einspringer, den kaum einer kennt
Michael Sturminger, geboren 1963 in Wien, ist Regisseur und Autor. Er inszeniert Opern - am liebsten Mozart - und erarbeitet Stücke mit Hollywood-Star John Malkovich.
(Foto: Matthias Horn/SF)Michael Sturminger inszeniert den neuen Salzburger "Jedermann" und gibt sich furchtlos - er versteht sich auf starke Kerle.
Von Egbert Tholl