Pop:Südstaatensound

Das "American Cajun, Blues & Zydeco Festival"

Von Oliver Hochkeppel

Das ehrwürdige Allerheiligen ist inzwischen zum Halloween amerikanisiert. Das hängt aber nicht mit einem anderen Phänomen zusammen, das seit 17 Jahren durch die Republik rollt und die Schwüle der Südstaaten in einig Städte transportiert: das "American Cajun, Blues and Zydeco Festival". Schleppende Walzer- und Two-Step-Rhythmen sowie erdiger Delta-Blues erklingen, wo es noch einen geeigneten Country- oder Blues-Tempel gibt. München hat Bruno Theils Rattlesnake Saloon und dank Musikern wie Ludwig Seuss, dem hiesigen King of Zydeco, oder Dr. Will eine ordentliche Fangemeinde zu bieten. Deshalb hat die Stadt als einzige zwei Abende in Folge das bisweilen mit dem berühmten "Blues Caravan" verglichenen Wanderfestival zu Gast. Louisianas Cajun Music der aus Frankreich stammenden Arcadiens steht dabei im Mittelpunkt. Darin verbindet sich der Blues mit den afrokaribischen Rhythmen der Kreolen, in der R&B-Variante Zydeco hat sich dazu auch andere schwarze Musik aller Art implementiert.

Der 61-jährige Michael Bentele ist die treibende Kraft hinter dieser Geschichte. Er ist der Bassist und Manager der gastgebenden Cajun Roosters, der wichtigsten und besten klassischen Zydeco-Band Deutschlands, zudem erfüllt er die Aufgaben eines Label- und Agenturbetreibers sowie die des Festival-Organisators. Sein Quintett mit Fiddler David Buyle, Schlagzeuger Antoine Fève, Gitarristin und Sängerin Hazel Scott und dem preisgekrönten, früher bereits von Leuten wie Paul McCartney oder Kate Bush rekrutierten Chris Hall am Akkordeon, hat sich auch heuer wieder Prominenz aus New Orleans an die Seite geholt.

Den Blues-Gitarristen Papa Mali und seine Blues Connection zum Beispiel. Der 60-Jährige hat eine bewegte Karriere in Mississippi, Louisiana und Jamaika (wo er mit seinen Killer Bees Reggae spielte) hinter sich, trat mit Größen wie Henry Butler, dem Greatful-Dead-Drummer Bill Kreutzmann und dem Meters-Bassisten George Porter auf und gilt heute als einer der besten und vielseitigsten Vertreter des Louisiana-Blues. Fehlt noch eine Frau. Mit Yvette Landry ist eine dabei, von der ein Journalist einmal schrieb: "Sie hat die Art Stimme, die Männer sich in Schwierigkeiten bringen und ihr erwachsene Frauen an gefährliche Plätze folgen lässt." Herzen bricht die Grammy-nominierte Honky-Tonk-Stilistin und Sängerin - die in den Sümpfen ihrer Heimat auch jagen, fischen, reiten und tanzen lernte - aber vor allem mit ihren Geschichten und ihrem Spiel an Gitarre, Bass, Klavier und Akkordeon. Nach München kommt sie im Trio mit dem preisgekrönten Multiinstrumentalisten Roddie Romero und dem großartigen Geiger Beau Thomas.

American Cajun, Blues & Zydeco Festival, Donnerstag und Freitag, 9. und 10. November, 20 Uhr, Rattlesnake Saloon, Schneeglöckchenstraße 91

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