Pop:Refugee Jam (8): Isha aus Sierra Leone

Pop: Isha aus Freetown in Sierra Leone tritt demnächst eine Lehre als medizinische Fachangestellte für Kardiologie an.

Isha aus Freetown in Sierra Leone tritt demnächst eine Lehre als medizinische Fachangestellte für Kardiologie an.

(Foto: Jonathan Fischer)

Zum Abschluss der Serie, in der Flüchtlinge Pop aus ihren Ländern vorstellen, erzählt Isha, welche Musik in Sierra Leone gefragt ist.

Protokoll von Jonathan Fischer

Mit den Flüchtlingen kommt auch neuer Pop ins Land. An dieser Stelle stellte jede Woche ein Neuankömmling die Musik seiner Heimat vor. Isha aus Freetown in Sierra Leone beschließt diese Serie. Sie lebt seit zwei Jahren in München. Gerade hat die 18-Jährige ihren qualifizierenden Hauptschulabschluss geschafft. Demnächst tritt sie eine Lehre als medizinische Fachangestellte für Kardiologie an.

"In meiner Heimat Sierra Leone hören die meisten Jugendlichen Hip-Hop mit Krio-Texten. Krio ist unsere Spielart des Englischen. ,Le Wi Make Salone' - zu deutsch ,Lasst uns Sierra Leone aufbauen' - heißt zum Beispiel ein Hit von K-Man. Ich mag es, wie er den Menschen in meinem vom Bürgerkrieg verwundeten Land versucht, neue Hoffnung zu geben. Auch der Reggaesänger Emmerson löst mit seinen Songs politische Debatten aus. In ,Yesterday Betteh Pass Tiday?' erinnert er an die vielen Kriegstoten. ,Go Ton Em" richtet sich direkt an seine jugendlichen Fans: Steht auf und sucht euch Arbeit, anstatt nur herumzusitzen und euch den Mund über reiche europäische Fußballstars zu zerreißen. Unser größter Hip-Hop-Star heißt Kao Denero. Seit den Neunzigern hat er eine heimische, mit afrikanischen Instrumenten unterlegte Spielart von Rap geprägt. Er war selbst während des Bürgerkriegs als Flüchtling in Guinea. Seit eines seiner Konzerte im Fußballstadion von Freetown aus dem Ruder lief, hat er der Gangkultur den Krieg erklärt - und Schulinitiativen für arme Kinder gegründet. In ,De Blood Diamond Kid Story' stellt er Kanye Wests Hit über Blutdiamanten seinen eigenen Augenzeugenbericht entgegen. Mir sind allerdings viele der Rapper wie LAJ oder LXG zu Testosteron-geladen. Lieber höre ich die Rihanna von Sierra Leone, Heyden Adama, mit Liebessongs wie ,F Ar 90 Dae 4 Me God'. Und wenn ich eine Aufmunterung brauche, ist da die Gospelsängerin Vicky Fornah. In Songs wie ,Thank You' bedankt sie sich bei Gott, für all die guten Erinnerungen und die Liebe, die wir Tag für Tag geschenkt bekommen. Das versuche ich mir jeden Tag wieder neu einzuprägen.

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