Pop:Mal was anderes

Nick McCarthy

Nick McCarthy wurde in England geboren, wuchs bei Bad Aibling auf und studierte am Münchner Richard-Strauß-Konservatorium.

(Foto: dpa)

Nick McCarthy sortiert seine Karriere neu

Interview von Michael Zirnstein

Nick McCarthy wirkte nicht recht überzeugt, als ihn die singenden Gastgeberinnen auf der Bühne der Kammerspiele in eine bayerische Rumpel-Version seines Welthits "Take Me out" mit der schönen Zeile "Jo mei, komm her, schmus ma mehr"einspannten. "Ein letztes Mal tanze ich auf dem Grab von Franz Ferdinand", sagte McCarthy lakonisch über seine Band, aus der er gerade - bis auf weiteres - ausgestiegen ist. Ansonsten hatte der Gitarrist und Keyboarder, der mal in London, mal in Bad Endorf lebt, einen gelungenen Abend mit seinem Gaudiprojekt Lunsentrio beim bunten Benefizabend des Vereins Kulturraum.

SZ: Nach Ihnen spielte die "Spider Murphy Gang". Wie fanden Sie die alten Kollegen?

Nick McCarthy: Geil. Ich habe meinem Schlagzeuger, dem Basti (Sebastian Kellig), gesagt: "So wollen wir uns eigentlich anhören. Wir brauchen auch ein Saxofon. Und so einen komischen Bass." Wie das abging! Die waren mal so drauf wie wir, die hatten auch ihren Punk. Wir haben uns prima verstanden. Nur ihr Tourmanager wollte sich mit mir schlägern. Wir wollten aus dem Hof fahren, aber er verstellte den Weg und meinte, er müsse da jetzt rein. Saulustig!

Die bayerische "Take Me Out"- Version . . .

Die fragwürdige!

War wohl nicht Ihre Idee.

Von den beiden Mädels. Ja, mei. Aber der Text von der Anna Stahl war schon lustig.

Als Sie vorige Woche bei Franz Ferdinand ausstiegen, wirkte die Band überrumpelt.

Nein nein, das habe ich schon vor einem Jahr angesprochen. Sie wollten ein neues Album und eine Tournee. Aber da wäre ich wieder eineinhalb Jahre von meiner Familie weg gewesen. Ich sagte: "Ich muss jetzt mal was anderes machen. Mit meinen Kindern abhängen; in meinem Studio herumhängen." Natürlich ist das schade. Aber ich freue mich darauf, mal mit anderen Musik zu machen. Nicht nur immer diese dreiminütigen Pop-Songs. Ich habe jetzt schon einen fünfminütigen gemacht - krass!

Jetzt müssen Sie sich das Publikum neu erobern, wie auch in den Kammerspielen.

In der ersten Reihe saß einer mit den Fingern in den Ohren! Das hat mich erinnert an ein Metal-Fest. Die haben Franz Ferdinand total gehasst und den Mittelfinger gezeigt, aber die ganzen Freundinnen von den Metallern haben getanzt. Das war cool. So ähnlich war's in der Kammerspielen auch, vielleicht nicht ganz so krass.

Was hat "Manuela", Ihre neue Band mit Ihrer Frau Manuela Gernedel, was Franz Ferdinand nicht haben?

Die feminine Energie. Und es ist wunderschön, mit meiner Frau Musik zu machen. Ich freue mich auch, dass ich die Musik ganz alleine schreiben darf. Das muss nicht groß werden. Ich will nur, dass ein paar Leute unsere Platte hören können (die beim Münchner Label Jahmoni erscheint), und dass wir ein paar lockere Auftritte spielen.

Wie nun am Freitag beim Benefiz-Festival "Peace & Noise" für Musiker im Jemen. Freuen Sie sich, dort auf Ihren alten "Kamerakino"-Freundeskreis zu treffen?

Ich liebe das. Fedi und Erol und alle von Kamerakino - es ist so toll, dass die bei der Musik geblieben sind. In der Londoner Szene gibt es ja irre viele Möglichkeiten. Ich zog nach Glasgow, und bei der ersten Scheiß-Band, in der ich war, da ging's sofort fett ab. Dafür gibt es in München diese Kombination aus Freiheitlich-Künstlerischem und Akademischen, das mag ich total.

Manuela und Lunsentrio bei Peace & Noise, Fr., 22. Juli, 18 Uhr, Postrutsche, Arnulfstraße 62

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