Pop:Echte Freunde

Cover der Badu-Single "Trill Friends". (Foto: OH)

Die Neo-Soul-Sängerin Erykah Badu ist in alter Form. Nur vier Tage nach dem Original stellte sie nun ihren Remix von Kanye Wests neuem Track "Real Friends" ins Netz.

Von Annett Scheffel

Man könnte es auch ganz falsch verstehen, dass sich Erykah Badu gerade mit Remixen an die Fersen der großen Größen im Hip-Hop zu heften scheint: Schon im letzten Herbst nahm sich die Königin des Neunziger-Neo-Soul Drakes Hitsingle "Hotline Bling" vor. Nun stellte sie nach nur vier Tagen ihren Remix von Kanye Wests neuem Track "Real Friends" ins Netz. "Trill Friends" heißt er bei ihr und ist alles andere als eine reine Aufmerksamkeitsstrategie. Er ist vor allem ein fantastischer Song mit breit hallendem Beat und herrlich hypnotischen Melodiespiralen. Und er ist auch ein so weiser wie zeitgenössischer Kommentar zur Kultur des Hip-Hop, für die das Herumjonglieren, das Drehen, Wenden und Umbauen von fremden und eigenen Ideen immer essenziell gewesen ist. Von Kanye West leiht sie sich nur den Beat und spürt lieber dem Ursprung nach, auf den sich auch West bezieht: Whodinis Hip-Hop-Klassiker "Friends" aus dem Jahre 1984. Eine einzige, immer und immer wiederholte Rap-Zeile des Originals verzwirbelt sie mit eigenen Melodien und Texten ihres aktuellen Mixtape-Albums "But You Can't Use My Phone" zu einem unwiderstehlich warm-sprudelnden Song. Kanye und Whodini und deren Klagelieder über falsche und richtige Freunde holt sie so in ihre eigene musikalische Stratosphäre - ganz so als hätten sie dort schon immer hingehört. Am Ende will man sofort mehr. Auf keinen Fall aber zurück zur wintergrauen Erdoberfläche.

© SZ vom 22.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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