Pop:Berufsrisiko

Der "AC/DC"-Sänger Brian Johnson wird taub, deshalb verschiebt die australische Rockband ihre im März und April geplanten Auftritte in den USA. Unter Profi-Musikern ist Schwerhörigkeit eine typische Berufskrankheit.

Von Jens-Christian Rabe

Die australische Rockband AC/DC verschiebt ihre im März und April geplanten Auftritte in den USA. Sänger Brian Johnson wurde von seinen Ärzten dringend geraten, vorerst keine Konzerte zu spielen. Die Auftritte am 26. Mai im Hamburger Volksparkstadion und am 1. Juni in Leipzig sollen jedoch wie geplant stattfinden. Im Zweifel mit einem Ersatzsänger. Laut der Band droht Johnson offenbar ein Totalverlust seines Hörvermögens. Er wäre nicht der erste Popstar mit Gehörproblemen.

Unter professionellen Musikern, übrigens auch klassischen, ist Schwerhörigkeit eine typische Berufskrankheit. Von Phil Collins etwa ist bekannt, dass er auf dem linken Ohr mittlerweile zu 70 Prozent taub ist, Eric Clapton leidet schon lange unter massiver Schwerhörigkeit, die er auf seinen Beruf zurückführt. An Ozzy Osbournes Ohren ist der Lärm ebenso wenig spurlos vorübergezogen wie am vielleicht notorischsten Schwerhörigen der Popgeschichte: Pete Townsend, Gitarrist, Songschreiber und Kopf der Who, auf dessen besonderen Wunsch Jim Marshall einst den ersten 100-Watt-Gitarrenverstärker erfand. Das Who-Konzert im Londoner Fußballstadion The Valley im Mai 1976 galt mit einer Lautstärke von mehr als 120 Dezibel lange als das lauteste Konzert aller Zeiten. Bei der Metal-Band Manowar wurden 2008 139 Dezibel gemessen. Townsend ist seit vielen Jahren nahezu taub und trägt hinter beiden Ohren Hörgeräte.

Die Ohren sind das empfindlichste Sinnesorgan des Menschen. Grundsätzlich raten Ohrenärzte, sich keinen Lautstärken über 100 Dezibel auszusetzen, was etwa der Lautstärke in einer Disco entspricht. Schon gar nicht über mehrere Stunden. Ein Presslufthammer in sieben Metern Entfernung entwickelt nach Informationen des Umweltbundesamtes etwa 90 Dezibel, ein Staubsauger im gleichen Abstand immerhin noch 80. Die objektive Lautstärke einer Schallquelle verdoppelt sich, wenn der Schalldruck um zwei Dezibel steigt, die subjektiv empfundene, wenn der Schalldruck um zehn Dezibel erhöht wird.

Townsend selbst glaubt übrigens nicht, dass ihn die Konzerte sein Gehör kosteten. Die oft gigantischen Verstärkeranlagen sind auf das Publikum gerichtet, nicht auf die Band. Die bekommt ihre Musik deutlich leiser auf die Bühne zugespielt. Folgenreicher, so Townsend, sei die Arbeit mit Kopfhörern im Studio gewesen, denn je näher sich Ohr und Lärmquelle sind, umso lauter wird es.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: