Pop:Alt-J

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Repro: SZ

Konnte sich die britische Indie-Pop-Band Alt-J nach den aufsehenerregenden Platten "An Awesome Wave" und "This Is All Yours" auf ihrem nun erscheinenden dritten Studio-Album "Relaxer" noch einmal selbst übertreffen?

Von Jens-Christian Rabe

Mit dem 2012 erschienenen Debütalbum "An Awesome Wave" und dem zwei Jahre später veröffentlichten Nachfolger "This Is All Yours" hat sich die britische Band Alt-J neben Metronomy, den Glass Animals und The xx als eine der besten Indie-Pop-Bands der Gegenwart etabliert. Für das Debüt erhielten sie sogar den britischen Mercury-Prize, den angesehensten Popmusik-Preis der Welt.

Tatsächlich war "An Awesome Wave" in seiner so kratzig-rumpeligen wie treibend-wehmütigen Eingängigkeit der seltene Fall eines beinahe perfekten Indie-Pop-Albums. Scheinbar mühelos geronnen Schrammelrock, Synthies, vom Hip-Hop inspirierte, elektronische Beats und eher aus dem Folk entliehene quäkige Klagegesänge zu einem unwiderstehlichen großen Ganzen. Abgesehen davon enthielt es in "Breezeblocks", "Tessellate" oder Fitzpleasure" auch noch ein paar famose Indie-Hits. "This Is All Yours" war danach nichts wesentlich Neues, verrückterweise nur vielleicht noch ein bisschen runder, kompletter, ausgefeilter, und Singles wie "Left Hand Free" oder "Hunger Of The Pine" waren bloß noch ein bisschen grandioser.

Man wusste also vor dem nun erscheinenden dritten Album "Relaxer" (Infectious/Pias) gar nicht so recht, was man noch erwarten sollte oder vielmehr: was man noch erwarten durfte. Und wenn man die Platte nun hört, hat man das Gefühl, dass es auch der Band selbst ein wenig so gegangen sein muss. Glücklicherweise.

Nichts ist im Pop ja so unsinnig und zum Scheitern verurteilt wie eine Band, die zwanghaft versucht, sich selbst zu übertreffen. Alt-J sind dafür viel zu clever. "Relaxer" ist so immer noch ein typisches Alt-J-Album geworden, aber eines, für das die Band unüberhörbar zwei Gänge zurückgeschaltet hat. Schon das erste Stück "3WW" ist eher eine Art Pop-Meditation als ein klassischer Song. Der Animals-Hit "House Of The Rising Sun" wird einmal in all seine Teile zerlegt, bevor er als Zeitlupen-Hymne wiederaufersteht. "In Cold Blood" wiederum dürfte der Song sein, bei dem sich die Band am ehesten erlaubt zu haben scheint, sich nicht zu sehr selbst zu beobachten - bis die Spannung der Musik irgendwie ins Nichts stolpert. Keine ganz leichte Kost ist das. Aber irritierend aufregend.

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