Polling:Musik von früher und noch früher

Nicolai und Alexej Gerassimez

Sie treten in Polling auf: Nicolai und Alexej Gerassimez eröffnen mit Klavier und Schlagzeug die "Tage Alter und Neuer Musik".

(Foto: Mayr Nell)

Mit sieben Konzerten bieten die "Tage Alter und Neuer Musik" ein breites Programm

Von Sabine Reithmaier, Polling

Der Schauplatz für die "Tage Alter und Neuer Musik" in Polling könnte nicht besser gewählt sein: der helle, lichte Bibliothekssaal des ehemaligen Augustiner-Chorherrenstifts mit seiner grandiosen Akustik. "Hier ist es leicht, den Spirit eines Festivals entstehen zu lassen", sagt Gerold Huber, der künstlerische Leiter des musikalischen Sommerwochenendes, das an diesem Freitag beginnt.

Den "Spirit" zu wecken gelingt tatsächlich nicht an allen Orten, was der Pianist und hochgerühmte Liedbegleiter selbst erfahren hat, als er versuchte, in Gräfelfing ein Festival zu etablieren. Sieben Konzerte hat er nun für Polling zusammengestellt. "Je breiter die Mischung, desto besser wird die Atmosphäre", ist er sich sicher.

Tatsächlich hat er das Programm so angelegt, dass nicht nur erwachsene Musikfreunde, sondern auch Kinder begeistert sein werden. Der Familiennachmittag am Samstag (2. Juli) bietet eine offene Bühne mit stündlich wechselndem Programm. Zwischen Erzählkonzerten - Huber und Erzähler Klaus Lutz Lansemann befassen sich mit Gershwins "Rhapsody in Blue" (14 Uhr) und Schumanns "Kinderszenen" (16 Uhr) - gibt es eine Unterrichtseinheit mit Ingolf Turban, Guido Schiefen und Meisterschülern an Violine und Cello.

Der Samstag beginnt aber mit "Wilhelm Meister", einem Gesprächskonzert, das sich ausschließlich mit den Vertonungen zu Goethes Roman befasst. Ganz unterschiedliche Komponisten wie Schubert, Schumann, Loewe, Liszt, Tschaikowsky, Wolf und Rubinstein haben nämlich Goethe musikalisch interpretiert. Eine Einführung liefert der Literaturwissenschaftler Dieter Borchmeyer. "Schließlich hat man mehr vom Konzert, wenn man dessen Inhalt versteht", sagt der Festivalchef.

"Kontraste" nennt sich der Kammermusikabend (2. Juli, 19 Uhr). Den Titel hat sich Huber von der gleichnamigen Kammermusik Béla Bartoks entliehen. Bartok schrieb das Werk für den Geiger Joseph Szigeti und den Klarinettisten Benny Goodman, er selbst saß bei der Uraufführung 1940 in New York am Klavier. Diesen Part übernimmt in Polling Gerold Huber, begleitet von Klarinettist Johannes Peitz und Geiger Ingolf Turban. Gespielt werden auch Werke von Schubert, Ravel und Brahms. Außerdem gibt es noch ein Nachtkonzert (21 Uhr), dessen Titel Programm ist: "Beethoven pur" - aber interessanterweise erklingt die 9. Sinfonie nicht ganz so pur, sondern in der Fassung Richard Wagners für zwei Klaviere, Solisten und Kammerchor.

Den Schlusspunkt setzt am Sonntag (11.30 Uhr) das auf historischen Instrumenten spielende Ensemble "L' Accademia Giocosa", das "Kostbarkeiten des Barock" offeriert. Eröffnet wird das Festival aber am Freitag (1. Juli, 19 Uhr) von den Brüdern Nicolai und Alexej Gerassimez, die mit Klavier und Schlagzeug tatsächlich Neue Musik spielen, während im Nachtkonzert (21.30 Uhr) Olivier Messiaens Klavierquartett "Pour la fin du temps" durch biblische Texte aus der Apokalypse ergänzt wird. Der Weg nach Polling könnte sich also durchaus lohnen - jedenfalls dann, wenn nicht wieder Dauerregen und Hochwasser einsetzen.

Tage Alter und Neuer Musik, 1. bis 3. Juli, Polling, Infos: www.pegasus-konzerte-polling.de

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