Politische Mode:Von den Socken

THE CANADIAN PRESS 2017-06-25
(Foto: picture alliance / empics)

Justin Trudeau, kanadischer Premierminister, hat es sich zur Angewohnheit gemacht, über seine Strümpfe politische Botschaften auszusenden.

Von Bernadette Calonego

Wer erinnert sich noch an die Zeiten, da ein entblößter weiblicher Knöchel Männer zum Schwärmen brachte? Momentan ist es ein männlicher Knöchel, der Ekstase auslöst: Er gehört Kanadas Premierminister Justin Trudeau, der auch gern sein Hosenbein anhebt, um diesen Körperteil zu exponieren. Haut muss er gar nicht zeigen, um Bewunderung auszulösen - Trudeau spricht mithilfe seiner Socken. Selbst Angela Merkel bückte sich vor dem Kanadier, um auf dem Nato-Treffen in Brüssel Trudeaus Socken (einer in blau, der andere in Pink) mit der Natoflagge zu begutachten. So stumm und beredt zugleich hat sich noch nie ein Politiker zum Bündnis bekannt.

Trudeaus Sockensprache hat System. Zum Interview im US-Frühstücksfernsehen zierte Kanadas Nationalemblem seine Füße: weiße Ahornblätter auf rotem Grund. Auf diese Weise wandelte Trudeau selbst in Amerika auf kanadischem Territorium. In Davos trat er mit Totenköpfen auf. Während der Gay Pride Parade in Toronto schlug der versatile Regierungschef gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Seine Strümpfe leuchteten in Regenbogenfarben für Schwule, Lesben, Trans- und Bisexuelle. Darauf waren die Worte "Eid Mubarak" zu lesen, für den muslimischen Feiertag, der das Ende des Fastenmonats Ramadan einläutet.

Männer haben ja nicht viel Spielraum, die Welt über ein Fashion Statement zu bewegen. Die roten Powerkrawatten haben die Trump-Politiker schon im Programm. Übrigens geht es hier nicht nur um unsere kleine Welt: Trudeau, heißer Verfechter der Inklusion, schließt auch das ganze Weltall mit ein. Den International Star Wars Day ehrte er mit Krieg-der-Sterne-Socken (für Fans: R2-D2 und C-3PO) in Gelb und Blau. Bösen Zungen ging das zu weit: Kann sich Trudeau statt um fiktive Kriege im All nicht um den realen Weltfrieden kümmern? Zu seiner Verteidigung sei gesagt, dass die bunten Socken angenehmere Eisbrecher sind als etwa ein Ausritt mit Wladimir Putin. Hoffen wir nur, dass die Öffentlichkeit der Signalsocken nicht so schnell müde wird. Denn sonst bliebe Trudeau nur noch eine Option: zusätzliche Tätowierungen zu jener, die er schon hat. Aber das wäre dann wirklich zuviel Körpersprache im Dienst der Diplomatie.

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