Plattenkabinett:Melodische Brüller aus Baltimore

Pianos Become the Teeth

Einen Wettbewerb für merkwürdige Bandnamen würden sie sofort gewinnen: Pianos Become the Teeth aus Baltimore.

(Foto: Epitaph Records)

Die fünf Herren von "Pianos Become the Teeth" machen auf ihrem neuen Album irgendwas zwischen Post-Hardcore, Post-Rock und Melodic - aber das richtig gut. Neues im Plattenkabinett.

Von Bernd Graff

Falls es einen Preis für bescheuerte Bandnamen gäbe - die fünf Herren aus Baltimore hier wären auf jeden Fall in der Endausscheidung: Pianos Become the Teeth heißt ihre 2006 gegründete Formation. Ihr Stil ist wie der Name. Nein! Nicht bescheuert, aber unbestimmt. Post-Hardcore, Post-Rock, Melodic. Irgendwie sowas.

Aber hören, hören kann man sie richtig gut. Das liegt zum einen daran, dass sie eine sehr melodische Stimme und einen einfühlsamen Drummer in ihren Reihen haben. Ihr Sound klingt ... echt und intensiv. Denn gequält brüllen können sie auch. Doch ist es vor allem das treibende Sentiment, das Pianos Become the Teeth zu einer Hinhörband macht, die dann auch mit Versen wie: "When you know / You know." nichts Neues, das aber richtig gut sagt.

Auf der neuen Einspielung, es ist ihre dritte, sie heißt "Keep You", stechen "Ripple Water Shine", "Repine", "The Queen" heraus. Vielleicht hört man sich anschließend noch das hier an, etwas Altes von ihnen: "Houses We Die In".

Dann weiß man, was man jetzt an ihnen hat.

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"Ultimate Painting (Trouble in Mind)" von Ultimate Painting

Da wir gerade bei lieblich und sehr melodiös singenden, jungen Männern sind: Hier ist die Band Ultimate Painting mit "Ultimate Painting (Trouble In Mind)". Die beiden Briten Jack Cooper und James Hoare klingen sehr nach späten Sixties, den Velvet Underground vielleicht, aber noch mit Nico. Oder den frühen Eagles oder noch früheren Genesis.

Suchende, verlorene Seelen also, die aber ihre Instrumente beherrschen. Und gesanglich harmonieren. Es ist gerade dieses Zusammenspiel aus trivialen und scheinbar oft gehörten Tunes, die so völlig unaufgeregt daher kommen, dass man ihnen Ohrwurmstärke attestieren muss. "Rolling in the Deep End" ist so ein Stück, "Central Park Blues" auch, "Riverside" sowieso. Was sage ich: Alle anhören und rotschwarz-karierte Schlaghosen anziehen: Wir swingen mal wieder.

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"No matter what I do nothing changes" von Wild Smiles

Wir swingen ja gerade so nett, dann zappen wir uns jetzt mal so etwas in die späten Achtziger, das Schulterpolsterjahrzehnt in Neon, Sie wissen schon. Hier sind spirituell die Wild Smiles aus dem britischen Hampshire beheimatet, ein Trio, das klingt wie die Ramones auf Kaugummi, also ziemlich sehr gut.

Um einen Ersteindruck zu bekommen: "Fool for You" hören! Dann sofort: "Girlfriend" hinterherschieben. Und schon ist gute Laune. "Always Tommorrow" heißt die stark gitarrengehetzte, vokalgetriebene Platte, aber eigentlich herrscht darauf immer bestes Gestern. Keine Wunder, dass es in dem ebenfalls wunderbaren Titelsong der Platte heißt: "No matter what I do nothing changes". Egal, so wollen wir die Wild Smiles.

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