Planet Pop: Deacon Blue:Glasgow sehen - und sterben

Schon mal in Glasgow gewesen? Wir auch nicht. Was soll man da, zu Hause ist es ja auch schön trist.

Dirk Peitz

Trotzdem mögen wir Glasgow. Wegen der Musik, die dort herkommt. Nicht so sehr wegen der aktuellen, Franz Ferdinand und Belle & Sebastian sind uns eigentlich schon zu gut. Wir finden das Mittelmäßige interessanter, das kleine Unglück der nicht so Talentierten, der unspektakulär Gescheiterten. Die beste Zeit für die, das waren in Glasgow die achtziger Jahre. Damals gab es dort gleich drei tolle mittelmäßige Bands, sie hießen: Hipsway, Love And Money und Deacon Blue. Alle drei spielten ungefähr die gleiche Musik, so eine Art souligen Pop. Immer war was falsch, zu viel Hall auf dem Schlagzeug, ein Elektropiano, so Kram. Diese Gruppen waren zu perfekt, um Fan von ihnen zu werden. Das war gut, denn Fansein tut weh. Als sich diese Bands über die Jahre sang- und klanglos auflösten, mussten wir ihnen also keine Träne nachweinen. Nun kommen Deacon Blue zurück, nächste Woche, mit einem Best of, auf dem unglücklicherweise drei neue Songs drauf sind. Die wir bitte nicht hören wollen. Denn seit vorigem Jahr sind wir auf den Deacon-Blue-Sänger Ricky Ross richtig sauer. Der konnte sich nicht mit seiner guten Mittelmäßigkeit abfinden und schrieb zusammen mit James Blunt dessen böse mittelmäßiges Lied "High". Eine Telefonfirma benutzte das Lied in einem Werbespot, den wir gefühlte zehntausend Mal ertragen mussten während der WM 2006. Da haben wir endgültig beschlossen, wirklich nie, niemals nach Glasgow fahren zu wollen.

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