Pikante Wahlwerbung:WDR hadert mit Sex-Spot der Linken

Mit Hilfe eines lustvoll stöhnenden Pärchens buhlt die Linke um Stimmen für die Europawahl - dem WDR ist der Radiospot ein wenig zu lustvoll.

Körperliche Leidenschaft ist ein Thema, mit dem Europapolitik gemeinhin wohl eher weniger assoziiert wird. Sex always sells, dachte sich dem zum Trotz die Linke, und produzierte einen Wahlwerbespot, in dem sich ein intellektuelles Pärchen beim Liebesspiel über Familiengründung und die europäische linke Politik unterhält. Die Fachsimpelei wird immer wieder von lustvollem Stöhnen unterbrochen - ein wenig zu lustvoll für den Westdeutschen Rundfunk (WDR): Der hat den Spot jetzt kurzerhand vom Mittags- ins Abendprogramm verbannt.

Pikante Wahlwerbung: Die Linke buhlt bei der Europawahl nicht nur mit blauen Plakaten, sondern auch mit Sex-Spots um Stimmen

Die Linke buhlt bei der Europawahl nicht nur mit blauen Plakaten, sondern auch mit Sex-Spots um Stimmen

(Foto: Foto: dpa)

Ein '"entwicklungsbeeinträchtigendes Angebot" im Sinne des Jugendmedienschutzstaatsvertrages sei der Spot, heißt es in einem Schreiben des Kölner Senders an die Bundesgeschäftsstelle der Linken in Berlin. Die Wahlwerbung sei geeignet, die "Entwicklung von Kindern und Jugendlichen zu einer gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit" zu beeinträchtigen. "Durch Dauer und Intensität der akustischen Darbietung des Geschlechtsverkehrs im Mittagsprogramm von WDR 4 werden Jugendliche und insbesondere Kinder unfreiwillig und möglicherweise ohne Aufsicht oder Betreuung der sexuellen Darstellung ausgesetzt."

Am gestrigen Mittwoch wurde der Spot auf WDR 4 statt wie ursprünglich geplant gegen 13.05 Uhr erst gegen 20.05 Uhr gesendet. Auch weitere Ausstrahlungen am 18. und 26. Mai sowie am 4. Juni auf WDR 2 beziehungsweise WDR 4 werden auf den Abend verschoben.

Linken-Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch hat für die Entscheidung wenig Verständnis: Andere öffentlich-rechtliche Sender wie Mitteldeutscher, Norddeutscher und Hessischer Rundfunk strahlten den Spot auch mittags aus, sagte er Spiegel Online, und kommt zu dem Schluss: "Offenbar gelten nicht überall im Land die gleichen Sex-Maßstäbe." Als Ärgernis empfindet er die spätere Ausstrahlung trotzdem nicht: Im Abendprogramm würden ohnehin mehr Hörer erreicht - "es sei denn, die sind gerade abgelenkt durch Tätigkeiten, die sie daran hindern, eine gemeinschaftsfähige Persönlichkeit im Sinne des WDR zu entwickeln".

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