Picasso inszeniert sich selbst:Maler-Genie als großer Häuptling

Pablo Picasso liebte es, sich in Fotos zu inszenieren. Er zeigte sich mit einem von Gary Cooper geschenkten Indianerhäuptlingsschmuck und stilisierte sich zur Ikone. Eine Kölner Ausstellung zeigt nun die schönsten Aufnahmen. Die Bilder.

Catrin Lorch

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(Foto: Harry Ransom Humanities Research Center, The University of Texas at Austin)

Pablo Picasso liebte es, sich in Fotos zu inszenieren. Er zeigte sich mit einem von Gary Cooper geschenkten Indianerhäuptlingsschmuck und stilisierte sich zur Ikone. Eine Kölner Ausstellung zeigt nun die schönsten Aufnahmen. Hier sind die Bilder zu der sehenswerten Schau. Das Paar sitzt auf der Gartenbank, die Sonne scheint, zwischen sich haben sie ein Baby gesetzt. Es hat einen kreisrunden Kopf, Glotzäuglein und schlangenlange, steife Arme und Beinchen. Es ist aus Ton. Aber weil der Mann Picasso heißt und die Frau Jacqueline Rogue ist, denkt man sich nichts dabei, so muss das wohl sein, wenn man Familie Picasso ist - es gibt nicht viel Privates ...

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(Foto: bpk - Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte)

... und auch der intimste Moment hält der Kunst noch einen Platz frei. Wahrscheinlich wusste Jacqueline Rogue, als sie die Kamera in die Hand nahm, dass sie hier nicht ihren Mann fotografiert, sondern etwas Bedeutendes, Kunstgeschichte. Im Umfeld des Meisters ...

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(Foto: bpk | Ministère de la Culture, F, bpk - Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte)

... gibt es den banalen Moment nicht; beim Essen und am Strand zeigt sich das Genie von seiner erhabenen Seite. Pablo Picasso hat diese Bilder großzügig ausgeteilt und posierte gerne für Fotografen, schon als junger Maler in Montparnasse. Obwohl der im Jahr 1881 geborene Künstler ...

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(Foto: Cecil Beaton Studio Archive at Sothehy's, London)

... mit der Kamera nur herumspielte - wobei er neben dem eigenen Werk bevorzugt sich selbst ablichtete, etwa in dramatischen Schattenselbstporträts -, schätzte er das Medium außerordentlich: "Ich habe die Fotografie kennengelernt. Nun kann ich sterben", soll er einmal gesagt haben. Die Möglichkeiten der Lichtbildnerei ...

... für die eigene Imagebildung hatte er früh erkannt. Bald öffnete er nicht nur Künstlern und Freunden die Türen seiner Villen und Schlösser in Südfrankreich, sondern auch Gesellschaftsfotografen. Das Kölner Museum Ludwig ist für die erstaunlicherweise ...

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(Foto: Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg)

... erste Ausstellung zu diesem Thema ein guter Rahmen - nicht nur, weil viele Aufnahmen aus eigenem Besitz stammen. Neben das epochale Strandbild von Robert Capa, auf dem Picasso der jungen schönen Françoise Gilot den Sonnenschirm hinterherträgt, hängt eine weitere Aufnahme von diesem Augusttag des Jahres 1948: Der Meister schiebt den Kinderwagen mit dem kleinen Claude - und genau dieser Kinderwagen, inzwischen Teil einer Skulptur, steht direkt ...

... davor. Köln besitzt nicht nur bedeutende Fotografien, sondern eine der wichtigsten Sammlungen von Picasso-Werken überhaupt. Mehr als 250 Aufnahmen versammelt die Schau, Werke von Cecil Beaton, Henri Cartier-Bresson oder Man Ray, darunter die ikonischen Bilder: Picasso mit den Brothänden, Picasso nur mit einem Handtuch bekleidet...

... (er hatte den Fotografen David Douglas Duncan in der Badewanne empfangen), Picasso, der mit Licht einen Zentaur in die Luft zeichnet. Gion Mili zeigt ihn 1952 glatzköpfig, viril und im Bretonenpulli vor schroffen Bergmassiven - in den fünfziger und sechziger Jahren ist das Genie ganz bei sich und gibt nicht nur gerne den Torero, er galoppiert auch auf jedes gute Bild zu, wie der Stier auf die Capa - es braucht nie viel Überredung, ihm eine Pose anzudienen. So entstehen Ikonen wie Irving Penns Aufnahme von seinem Gesicht, angeschnitten vom hellgrauen Halbkreis seines Hutes. Ein Auge ist ...

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(Foto: MIchel SIMA, Courtesy Dr. Kuno Fischer Galerie, Luzern)

... verschattet, eines starrt zurück: Das "Auge des Jahrhunderts" reißt die Lider für die Kamera stets weit auf. Picasso war klug genug, sich nie allzu breit zu machen. Er blieb beweglich, schlüpfte in viele Rollen, wusste, dass ein großes Leben viele, am besten andauernd herausragende Momente zählt und dass fotogen ist, wer im Mittelpunkt steht. Der Titel der Ausstellung nimmt ein Gedicht von Gertrude Stein über den Meister auf, übersetzt ihr "Er er er er und er und er und er und er und er und er und wie und wie er. . ." mit "Ichundichundich". Vor so viel Ego, der ganzen für die Öffentlichkeit zelebrierten Intimität, wirkt tatsächliche Nähe, wo sie aufscheint, fast befremdlich: Eine alte Freundin, die fast gleichaltrige Madame d'Ora, lacht er im Jahr 1955 einfach an, als Herr mit Zigarette, sehr einnehmend - auch weil er, obwohl er die Augen zusammenkneift, sein Gegenüber im Blick behält. So könnte er tatsächlich...

... ausgesehen haben. Es gibt noch einige dieser unkontrollierten Momente, in denen er fast ratlos aussieht - in Cordhosen und Strickpullover im Garten auf einem Bild von Roberto Otero aus dem Jahr 1970 oder, drei Jahre früher, neben einer Glyzinie auf einer Terrasse. Endlich hält Picasso still und lässt sich ansehen, ein Mann, der ...

... älter geworden ist. Ein Mensch, nicht Stier, Kämpfer, Gott. "Ichundichundich. Picasso im Fotoporträt" im Museum Ludwig, Köln, bis 15. Januar. Info: www.museum-ludwig.de. Anschließend vom 5. März bis zum 10. Juni 2012 im Museo Picasso Malaga.

© SZ vom 14.10.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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