Phrasenmäher:Gestärkt aus der Krise hervorgehen

Nur ja keine Verzagtheit! Auch und gerade in Corona-Zeiten beherrscht der Ökonomismus die Sprache - nicht nur die der Manager.

Von Gerhard Matzig

Es gibt viele Denkschulen. Das reicht in der Geschichte der Philosophie von den Vorsokratikern bis zu den Strukturalisten. Mindestens. In praxisorientierter Hinsicht ist es aber der Ökonomismus, der uns immer wieder aufhilft in verzagter Lage. Die Managersprache als angewandter Ökonomismus, die frühe Floskelikonologie mit später Bullshitrhetorik verbindend, nimmt dabei auch peripatetische Aspekte (Cheftisch umkreisen) und nihilistische Prinzipien (Verluste damit erklären, dass eh nichts wahrhaft real sei im Universum) auf. Gerade in Corona-Zeiten ist die Managersprache hilfreich. Sie lehrt uns, dass man schlimme Krisen am besten überwindet, indem man "gestärkt daraus hervorgeht". Lena Jüngst, eine Trinkflaschenmiterfinderin, die reines Wasser glauben lässt, es sei aromatisches Wasser, obwohl es nur reines Wasser ist, sagte gewissermaßen jüngst: "Wir gehen gestärkt aus der Krise." Das ist auch das Credo des Okönomismus-Bloggers Lars Bobach ("Fokussieren. Planen. Handeln."), der es universalistisch so formuliert: "Ich bin aus allen Krisen gestärkt hervorgegangen." Und der Reisekonzern Tui, der eben verkündet hat, er wolle trotz staatlicher Milliardenkredite 8000 Stellen abbauen, tut dies eigentlich nur, um, genau, "gestärkt aus der Krise" zu kommen. Wirklich stark ist aber am Ende der Mächtige nur allein. Alles andere, eine Belegschaft zum Beispiel, ist wie eine Mischung aus aromatisiertem Wasser und Krise - und bestenfalls ein Grund, um so singulär wie gestärkt daraus hervorzugehen.

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