Phrasenmäher:Game Changer

Was haben der Tod, Mario Götze und das neue iPhone gemeinsam? Sie sind Game Changer, zumindest werden sie als solche bezeichnet. Sie und noch vieles andere. Leider. Denn nur selten hält der Begriff, was er verspricht.

Von Alex Rühle

Der Tod zum Beispiel. Der ändert ja das ganze Leben. Mit ihm schließen sich alle Zeitfenster. Wer tot ist, kann auch nicht mehr behaupten, dass am Ende des Tages dieses und jenes geschehen werde. Wo vorher Geschwafel war, ist nunmehr nur noch Schweigen. Kurzum: Der Tod ist ein radikaler Game Changer. Würde man das aber so sagen? Hoffentlich nicht.

Zweites Beispiel: Mario Götze. Tatsächlich ein Game Changer. Zumindest im WM-Finale 2014. Wird kurz vor der Verlängerung eingewechselt, schießt in der 113. Minute das 1:0, Argentinien kollabiert, Deutschland wird Weltmeister, Götze hat das Spiel gedreht.

In einem so extremen wie banalen Fall darf man ausnahmsweise mal zu einem Begriff wie dem Game Changer greifen, man ist da ja eh mental etwas angegriffen, weiß nicht recht, was man so daherredet, und es geht ja auch alles im Feierjubel unter. Aber muss bei jeder neuen öden Handy-Präsentation und App-Erfindung behauptet werden, das sei jetzt der Game Changer? Und muss andererseits immer wieder Unpassendstes als Game Changer bezeichnet werden?

Der Game Changer ist über das Managementdeutsch breitbeinig in unseren Alltag eingewandert. Manager kriegen Geld dafür, Nonsens als stylishen Content zu verpacken. Sie sind die allerpotentesten Game Changer der deutschen Sprache. Die ist ihnen dafür natürlich auch zu heißem Dank verpflichtet, wäre sie ohne diesen permanenten Relaunch doch immer noch nicht fit für den Weltmarkt. Aber können wir den Game Changer bitte mal aus unserem Sprachspiel des Lebens entsorgen?

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