Pfarrhaus-Dynastie:Ein besonderer Ort

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Cord Aschenbrenner: Das evangelische Pfarrhaus. 300 Jahre Glaube, Geist und Macht: Eine Familiengeschichte. Siedler Verlag, München 2015. 24,99 Euro. (Foto: verlag)

Es ist eine paradoxe Einrichtung, das Pfarrhaus, wo der Pastor wohnt und seine Familie. Die Gemeinde braucht ihn, aber er bleibt Außenseiter.

Von Johann Hinrich Claussen

Die christliche Religion mag viele Zeitgenossen kaum noch etwas angehen, aber die Lebensführung der Priester und Pastoren interessiert immer noch. Im Fall des katholischen Zölibats weckt sie eine eher misstrauische Neugier, im Fall des evangelischen Pfarrhauses löst sie kulturgeschichtliche Wissbegier aus. Wie lebt sich das - damals und heute: als Pastor mit Familie? Ist das schön oder schlimm? Das Pfarrhaus ist - wie der Pastorenberuf - eine paradoxe Einrichtung. Es steht in der Mitte der Gemeinde und ist doch eine Ausnahme. Es ist Vorbild und Gegenmodell zugleich. Wer darin wohnt, ist für die Gemeinde unverzichtbar und bleibt trotzdem ein Außenseiter. Das begründet eine prinzipielle Überforderung, eine schwer zu überwindende Einsamkeit, aber auch eine eigentümliche Freiheit. Diese Spannung auszuhalten und fruchtbar zu machen gehört zu den wichtigsten Aufgaben eines Pastors. Um mit Max Weber zu sprechen: Wohnen als Beruf.

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