Perspektive Deutsches Kino:Lola filmt

Neun Weltpremieren zeigen, wie es um die Zukunft des deutschen Films bestellt ist: Gut! Eine subjektive Auswahl.

Eine der jungen Regie-Hoffnungen ist keine Unbekannte: "Lola rennt"-Schauspielerin Franka Potente wechselte vorübergehend die Seiten. Ihre erste Inszenierung Der die Tollkirsche ausgräbt enthält gleich mehrere Überraschungen.

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Dokumentarfilm über die Doping- Affäre um Katharina Bullin.

(Foto: Foto: Berlinale)

Der Film ist weder lang noch kurz, schwarz-weiß und stumm. Trotzdem erzählt das Regiedebut nicht nur, wie die Bilder laufen lernten, sondern auch sprechen - eine Hommage an das Medium Film.

Ganz im Hier und Heute spielen die Geschichten der jungen Regisseure Florian Gaag und Bülent Akinci. Während Florian Gaag in seinem modernen Melodram Wholetrain den genauen und spannenden Blick mitten ins Leben und Leiden, in die Lust und den Frust einer Gruppe von Graffiti-Writern wagt, begibt sich der dffb-Absolvent Bülent Akinci mit seinem Titelhelden in seinem tragikomischen Roadmovie Der Lebensversicherer auf eine irreale Reise durch die deutsche Wirklichkeit.

Hergestellt wurden die beiden Spielfilmdebüts von den Produzenten, die die Publikumslieblinge des Berlinale Wettbewerbs 2005 verantworteten. Wholetrain ist eine Produktion von Goldkind Film (Sophie Scholl) und Der Lebensversicherer von Razor Films (Paradise Now).

Lola filmt

Der erste Dokumentarfilm des Programms ist eine faszinierende Reise in die jüngste deutsche Vergangenheit und handelt davon, wie diese die Gegenwart bestimmt. Katharina Bullin - Und ich dachte ich wär' die Größte von Marcus Welsch erzählt eine unbekannte Geschichte aus dem reichhaltigen Fundus der Doping-Skandale im DDR-Leistungssport.

hochhaus

Ein Szene aus "Hochhaus" von Nikias Chryssos. Ein spannender Film zum Thema Kinderarmut.

(Foto: Foto: Berlinale)

Katharina Bullin war Volleyballerin und hat durch den Sport und die flankierenden medikamentösen Maßnahmen nicht nur ihre Weiblichkeit, sondern auch ihre körperliche Stabilität eingebüßt. Der Film ist nicht nur ein berührendes Porträt einer Frau, die ihren Willen und ihre Kraft nicht verloren hat, sondern auch das Porträt einer brutalen Gesellschaft.

Der Schauspieler Zsolt Bács (Baader) konnte für seine erste Regiearbeit Esperanza einige bekannte Kollegen gewinnen, darunter Anna Thalbach, Mavie Hörbiger, Frank Giering und Gojko Mitic. Vor der Kulisse eines maroden Luxusdampfers auf der Fahrt in ein neues Jahr, verhandelt ein Häufchen skurriler Figuren die Dinge des Lebens, der Liebe und des Sterbens.

In Halle sind die Zukunftsaussichten nicht rosig. Dort steht das Hochhaus, in dem der Student der Ludwigsburger Filmakademie Nikias Chryssos seine ebenso beklemmend wie fantasievoll inszenierte Geschichte zweier junger Brüder in einer brutalen Welt ohne Erwachsene angesiedelt hat. Ein spannender Film zum Thema Kinderarmut.

Im Jahr der Fußball-WM darf auch im Programm der Perspektive ein Beitrag zum Thema nicht fehlen. In ihrem Dokumentarfilm Warum halb vier? beschreiben die Brüder Lars und Axel Pape (der eine als Regisseur, der andere als Produzent) das Phänomen Fußball in seiner gesellschaftlichen, philosophischen und zwischenmenschlichen Dimension. Dabei geht es nicht um das Spiel an sich, sondern darum, was es auslösen kann - an Erinnerungen, Gedanken, Gefühlen, Gewalt oder Freundschaft.

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