Personenkult im Kino:Die übrigen Verdächtigen

Das Leben der Harry-Potter-Erfinderin wird verfilmt, bei den Oscars räumten die Biopics ab und Steven Spielberg kauft die Rechte an Julian Assanges Leben. Kennt Hollywood eigentlich noch anderes als den Personenkult? Die Bilder.

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J K Rowling

Quelle: AP

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Das Leben der Harry-Potter-Erfinderin wird verfilmt, das von Justin Bieber kommt nun per 3-D ins Kino. Kennt Hollywood eigentlich noch anderes als den Personenkult? Die Bilder.

Dass Hollywood langsam der Stoff auszugehen droht, wurde schon vielerorts bemerkt. Nicht weniger als 27 Fortsetzungen sollen 2011 in die Kinos kommen. Nun wurde bekannt, dass auch das Leben der Harry-Potter-Erfinderin Joanne K. Rowling verfilmt wird: Strange Magic soll davon erzählen, wie eine alleinerziehende Sozialhilfeempfängerin zu einer der reichsten Frauen der Welt wurde. Nach einer Hauptdarstellerin wird nun gefahndet - die Australierin Poppy Montgomery (bekannt als Agentin Samantha Spade aus der US-Serie Without a Trace - Spurlos verschwunden) ist dafür im Gespräch. Die millionenschwere Schriftstellerin selbst lebt ziemlich zurückgezogen und hat den Film, der in Kanada gedreht werden soll, nicht autorisiert.

Von jemandem hingegen, der unbedingt sein Gesicht auf der ganz großen Leinwand sehen möchte, ...

Text und Bildauswahl: Toni Lukic/Charlotte Frey/Ruth Schneeberger/sueddeutsche.de/bön

Justin Bieber, Never Say Never

Quelle: Paramount Pictures

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... erzählt ein Film, der am 10. März in die deutschen Kinos kommt: Never Say Never (Sag niemals nie) zeigt Konzerte, Kindheitsvideos, kreischende Mädchen - und wohl auch fast alles andere, was im Leben eines Teenie-Stars so passiert, und das auch gleich in 3-D. Macht ja nichts, dass der selbsternannte Popstar-Protagonist Justin Bieber gerade erst 17 Jahre alt geworden ist. Zeit wurde es offenbar trotzdem, kurz nach der Bieber-Biographie nun den großen Bieber-Film zu präsentieren. Der biographisch geprägte Konzertfilm wurde auf dem Filmportal IMDB mit nur 1,1 von zehn möglichen Punkten bewertet.

In welcher Zeit eine Person agiert oder welchen Einfluss sie auf ihre Umwelt hat, wird in den sogenannten Biopics oft nur peripher angerissen. Meist wird die porträtierte Person von den Filmemachern als zu bedeutend angesehen, als dass eine gehaltvolle Geschichte drumherum noch wichtig wäre. Müssen wir uns also nun nach der Guttenberg-Biographie demnächst auf das ganz große Guttenberg-Kino einstellen? Ein kleiner Aus- und Rückblick auf den Personenkult im Kino.

Kinostarts - 'The King's Speech'

Quelle: dpa

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Wie sehr Hollywood derzeit das Biopic liebt, erkannte man eben erst bei der Oscar-Verleihung. Gleich vier Academy Awards räumte King's Speech ab - und obwohl der Film mit zwölf Nominierungen ins Rennen gegangen war, ist der große Erfolg eines historischen Films doch einigermaßen erstaunlich. Woran es liegt? Der Historienfilm über König Georg VI., der sein Stotterproblem überwindet, ist einerseits ein typisch Hollywoodscher Feel-Good-Film, der mit überragenden Schauspielleistungen aufwartet. Andererseits ist er aber auch ein Film über die menschliche Seite der Royals, wie man ihn selten gesehen hat.

Einigermaßen fern von Glorifizierung stellt Oscar-Regisseur Tom Hooper King George mit all seinen Schwächen und Makeln dar. Besonders dem Publikum hierzulande lieferte er damit nonchalant und nebenbei eine aufschlussreiche Geschichtsstunde über den Eintritt des Vereinigten Königreichs in den Zweiten Weltkrieg. Ein Film über eine hochstehende Person, die Umstände ihrer Zeit und die Art, wie die Person diese Umstände in ihren Charakter integriert und im Gegenzug die Zeit mit ihrem Charakter prägt - für dieses einfühlsame ausschnitthafte Biopic wurden seine Macher vielfach ausgezeichnet. Es kann also auch gutgehen.

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Auch die aktuelle Arbeit von Meisterregisseur David Fincher (Fight Club, Sieben) wurde mit drei Oscars ausgezeichnet: Im Film The Social Network zeichnet er die Entstehungsgeschichte des Internetgiganten Facebook nach. Dabei zeigt er, wie man ein Biopic verfilmen kann, ohne in Lobeshymnen zu verfallen - und ohne sich auf einzelne Personen oder Institutionen zu versteifen. Vielmehr erzählt er die von Eifersucht, Verrat und Gier durchtränkte Beziehung der Macher hinter dem Unternehmen. Dennoch erlaubt es sich Fincher nicht, über Facebook oder seinen Gründer Marc Zuckerberg selbst zu richten. Für seine rasante Geschichte erntete Fincher beste Kritiken.

Biopics sind in Hollywood keine Neuigkeit, auch in der Vergangenheit bedienten sich die Drehbuchautoren gerne an den Biographien großer Persönlichkeiten:

Will Smith in dem Film "Ali"

Quelle: REUTERS

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Egal ob Rocky (1976), Wie ein wilder Stier (1979) oder Million Dollar Baby (2004), Box-Filme räumen reihenweise bei den Oscars ab. Den wohl größten Boxer aller Zeiten, Muhammad Ali, spielt Will Smith in Ali (2001), der nicht nur gegen George Foreman antrat, sondern auch gegen den Vietnamkrieg und für die Schwarzenbewegung kämpfte.

Demnach ist die Geschichte des "Greatest of All Time" eigentlich eine Steilvorlage für eine Einreihung in die erfolgreichen Boxer-Filme. Zweifelsohne ist die optische Brillanz des Films beeindruckend und auch Will Smiths Verkörperung des exzentrischen Sportlers überzeugt. Dennoch versäumt es der Film, Alis Besessenheit und seine politischen Weltanschauung genügend aufzuzeigen.

Viele Kritiker sahen in der Verfilmung des Stoffs eine Verschwendung.

Cruise darf Stauffenberg-Film doch im Bendlerblock drehen

Quelle: dpa

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Auch er wurde harsch kritisiert: 2007, auf dem Höhepunkt von Tom Cruise' weltweiter Unbeliebtheit, wurde ausgerechnet ein so pikantes Thema wie das Hitler-Attentat mit ihm verfilmt, der selbst Anhänger einer totalitären Ideologie, nämlich Scientology, ist. Geschickt ist das nicht gerade. Die Verfilmung des Stauffenberg-Attentats in Operation Walküre (2008) ist trotz aller Befürchtungen im Vorfeld dann doch noch zu einem spannenden und mitnichten trivialisierten Thriller geworden. Schade, dass auch hier die Geschichte von der Personalie Tom Cruise überschattet wurde, was den Film nicht dran hinderte, 200 Millionen Dollar einzuspielen.

Was in der Vergangenheit schon gut geklappt hat und gerade Hochkonjunktur hat, darauf setzen Hollywoodproduzenten auch in Zukunft:

WikiLeaks founder Assange talks to the media as he leaves Belmarsh Magistrates Court in east London

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Er ist jedenfalls schon fest verplant: Nicht weniger als vier Spielfilme werden über das Leben des Wikileaks-Chefs Julian Assange gedreht. Unter anderem wird sich auch Steven Spielbergs Filmstudio Dreamworks des Themas annehmen. Viel Rummel für eine Geschichte, die noch nicht zu Ende erzählt ist. Assange muss sich noch vor Gericht gegen Vergewaltigungsvorwürfe verteidigen. Sollte es gelingen, abseits des Personenkults und des Rummels um den blonden Aufklärer die Wikileaks-Affäre als eine der spannendsten unserer Zeit zu erzählen, könnte eine Verfilmung ein lohnendes Unterfangen sein. Zu befürchten steht aber, dass sich mindestens einer der Filme rein um die Person Assange drehen wird, die die eigentliche Geschichte in den Schatten stellt.

Kurt Cobain von der Gruppe Nirvana

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Musiker-Biopics sind in Hollywood überaus beliebt, besonders wegen der zuschauerversprechenden Kombination: geniales Talent - kaputter Charakter. Einen diesbezüglichen Film über einen der bekanntesten dieser Fälle, Kurt Cobain, plant nun seine alte Hassliebe Courtney Love, die als Produzentin in Erscheinung treten will. Es heißt, Robert Pattinson solle darin den Nirvana-Sänger und Scarlett Johansson Courtney Love spielen. Bleibt zu hoffen, dass ein Film über Kurt Cobain nicht zum Hollywood-polierten Streifen über die Drogenszene verkommt. Cobain war Anfang der neunziger Jahre das Sprachrohr einer verunsicherten Generation und machte den Grunge zur Musikgröße. Dieser Stoff bietet wohl mehr als jener, den sich Cobain damals in den Körper jagte.

Dr. Martin Luther King, 1963

Quelle: DPA

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Auf dieses Biopic darf man sich freuen: Steven Spielberg will das Leben des amerikanischen Bürgerrechtlers Martin Luther King auf die Leinwand bringen. Wer diese Verfilmung inszenieren und wer die Hauptrolle übernehmen wird, ist noch unklar - klar ist aber: Die Geschichte der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung und die Bedeutung Martin Luther Kings dabei dürfte genügend Stoff für eine Hollywood-Verfilmung bieten - auch abseits des reinen Personenkults.

US Presidential Gallery at Madame Tussauds wax museum in Washingt

Quelle: dpa

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Die meisten Deutschen werden ihn nicht kennen - und so verstand er seinen Job: J. Edgar Hoover gilt als der vielleicht mächtigste Amerikaner des 20. Jahrhunderts. Der Begründer des Federal Bureau of Investigation (FBI) war eine der umstrittensten Persönlichkeiten der US-amerikanischen Geschichte, der Präsidenten mit seinen berüchtigten Dossiers gefügig machte und die USA mit einem Überwachungsnetz überzog. Sein spannendes Leben verfilmt zurzeit Hollywood-Legende Clint Eastwood mit Leonardo DiCaprio als Hoover. J. Edgar soll 2012 in die Kinos kommen und dürfte auch der deutschen Öffentlichkeit eine aufschlussreiche Lehrstunde über die amerikanische Historie sein. Wenn sie sich nicht allein an der Person festhält.

Und wenn man also sieht, welche Personen in diesen Tagen auf ihre Verfilmung warten, ist nicht schwer zu erraten, welche Biopics wir in der Zukunft zu erwarten haben:

President Obama Holds Press Conference on Budget

Quelle: dpa

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Nach der Hälfte seiner Amtszeit wissen wir: Er kann nicht über Wasser gehen. Barack Obama ist mehr Pragmatiker als Prophet, kann nicht die ganze Welt retten und die Lage in den USA auch nur begrenzt verbessern. Nichtsdestotrotz werden sich die Hollywood-Schreiber auf die Geschichte des ersten schwarzen Präsidenten stürzen. Vom Sozialarbeiter im Chicagoer Ghetto bis ins Oval Office - das schreit zu sehr nach der menschgewordenen Definition des (afro-)amerikanischen Traums, als dass sich kein großangelegter Film daraus machen ließe. Will Smith hat bereits angekündigt, die Rolle übernehmen zu wollen, wenn es soweit sei. Viel Glück dabei. Ob heute noch ein Obama-Film entsteht, der nur der Person huldigt, bleibt derweil abzuwarten.

Erich Honecker

Quelle: AP

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Eigentlich erstaunlich, dass bei allem deutschen Faible für Historienfilme noch kein Stück über Erich Honecker den Weg in die Kinos geschafft hat. Vielleicht war der Genosse zu grau, nicht charismatisch genug und einfach zu langweilig für das gesamtdeutsche Interesse. Sollte das Leben des "Generalsekretärs des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands und Staatsratsvorsitzenden der Deutschen Demokratischen Republik, ..." dennoch irgendwann verfilmt werden, könnte das Thema DDR nach mehr als 20 Jahren Einheit wieder mehr in den Fokus geraten. Vielleicht benötigt es einen Film, der erklärt, warum Honecker die Zeichen der Zeit nicht erkennen wollte und noch im Sommer 1989 wirklichkeitsfremde Aussagen machte wie: "Den Sozialismus in seinem Lauf hält weder Ochs' noch Esel auf." Personenkult um Honecker braucht man wohl nicht zu befürchten.

Michael Jackson, 1997

Quelle: ag.ap

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Hingegen raten wir hiervon dringend ab, müssen aber befürchten, dass es zu dieser Person des Zeitgeschehens noch mehrere kinofüllende Filme geben wird. Zu viel Geld lässt sich mit dem Leben, dem Wirken, den Verfehlungen und dem tragischen Ende des King of Pop machen, als dass der Welt ein Biopic über die Musiklegende Michael Jackson vorenthalten werden könnte. Zwar kennen wir bereits die Geschichten um seinen Vater, und ja, uns sind die Missbrauchsvorwürfe bekannt. Doch schon der Konzertfilm This Is It  spielte 261 Millionen Dollar in die Kinokassen. Wann der nächste Jacko-Film in die Kinos kommt, ist wohl nur noch eine Frage der Zeit.

RNPS IMAGES OF THE YEAR 2010

Quelle: Reuters

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Zeit dürfte es auch bald werden, das Phänomen Lady Gaga filmisch zu entschlüsseln. Ein weiblicher Popstar, der vornehmlich von seiner geschickten Verhüllung lebt, und davon erstaunlich gut, dies ist doch der Stoff, aus dem die Träume sind. Wahrscheinlich haben wir aber erst die ersten zwei, drei Kapitel der Lady Gaga überhaupt zu Gesicht bekommen. Bis zur Verfilmung ihres Lebens könnten noch ein paar Jährchen ins Land ziehen - auch wenn sie selbst schon jetzt lauthals drüber nachdenkt.

Genügend Jahre auf den Bühnen dieser Welt ...

Leute-News: Madonna

Quelle: ag.ddp

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... hat ihre ebenfalls erblondete Vorgängerin aufzuweisen: Vielleicht könnte in ein paar Jahren, wenn die Zeit reif ist für eine Filmbiographie, die Musikikone mal langsamer macht und die Schönheitskosmetik auf einem Stand ist, der den Popstar aussehen ließe wie beim Videodreh zu Like A Virgin, Madonna sich schlussendlich selbst verkörpern. Schauspielerfahrung hat sie genug - immerhin hat die Pop-Diva bereits in 20 Filmen mitgespielt. Mit fünf Goldenen Himbeeren ist sie zwar die alleinige Rekordhalterin des Anti-Oscars. Sich selbst zu spielen, trauen wir ihr aber doch noch zu. Ein Film über Madonna jedenfalls verspräche Personenkult in seiner Reinheit.

© sueddeutsche.de/tolu/frey/rus
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