Personalfragen:Gelöste Stimmung

Andreas Beck

Andreas Beck, designierter Staatsintendant fürs Schauspiel.

(Foto: Lucian Hunziker)

Im Bereich Theater wurde 2017 viel entschieden

Von Egbert Tholl

Es gibt Baustellen, die sind keine mehr, und dennoch bleiben sie bestehen. Das klingt nach einem Paradox, aber dieses Paradox kann man begehen. Nach fünfeinhalb Jahren der Renovierung, des Um- und Neubaus erfreute das Staatstheater am Gärtnerplatz bei seiner Wiedereröffnung im Herbst dieses Jahres seine Besucher mit geputztem Glanz. Dabei kriegen die Zuschauer, trotz neuen Foyers und neuer Bar und neuer Toiletten von der eigentlichen Leistung der Baumaßnahmen gar nicht viel mit, denn die fanden vor allem dort statt, wo die Künstler und die Administration arbeiten. Und da ist noch ein unternehmungslustiger Wurm drin, der manchmal einen Feueralarm auslöst, obwohl es nirgendwo brennt, der die Elektrik seinem Willen unterwirft und das Arbeiten im Haus nach wie vor zu einem kleinen Abenteuer werden lässt. So gewaltig also die Leistung war, das Gärtnerplatztheater in ein altes, neues vollfunktionstüchtiges Theater zu verwandeln - abgeschlossen ist die Arbeit daran noch nicht.

Abgeschlossen ist auch noch nicht die Arbeit am neuen Volkstheater; sie hat noch gar nicht begonnen. Aber: Ohne allzu viel Aufhebens einen städtischen Theaterneubau für 130 Millionen zu beschließen, ist eine Rarität. Nun hat man auch schon eine Firma mit dem Bau beauftragt; tatsächlich schien kaum ein Großprojekt der vergangenen Jahre auf so viel einhellige Zustimmung zu stoßen wie der Theaterneubau im Schlachthofviertel. In der ehemaligen, mit bemerkenswert theaterunfreundlichen Bedingungen prunkenden Mehrzweckturnhalle an der Brienner Straße gab es keine Zukunft mehr für einen Spielbetrieb. Das hat offenbar auch der Stadtrat eingesehen. Und auch die Widerstände im Schlachthofviertel selbst scheinen ausgeräumt - da kann ja nur alles gut werden.

Gut zu werden verspricht auch die Nachfolge von Martin Kušej am Residenztheater. Mit Andreas Beck konnte das Kunstministerium kurz vor Weihnachten einen Wunschkandidaten präsentieren, sogar termingerecht für den Beginn der Saison 2019/20. Für die andere große, staatliche Personalie fehlt indes noch die allerletzte Bestätigung, aber niemand geht wohl ernsthaft davon aus, dass nicht Serge Dorny und Wladimir Jurowsky von Herbst 2021 an die Geschicke der Bayerischen Staatsoper bestimmen werden. Im Fall von Intedant Dorny eine rundum gelungene Entscheidung, im Fall von Generalmusikdirektor Jurowsky eine ambivalente. Viele Musiker und Sänger schätzen ihn sehr, andere verfallen angesichts seines Namens nicht in haltlose Euphorie, aber wie soll man die Petrenko-Nachfolge schon für alle zufriedenstellend lösen, zumal wenn Antonio Pappano nicht mag?

Kunstminister Spaenle hat für den Zeitpunkt der endgültigen Bekanntgabe der Staatsopernleitung die lustige Formulierung "näher als bälder" erfunden. Die passt auch für eine Entscheidung bezüglich des Marstall-Gebäudes. Da ist näher vielleicht noch bälder, nämlich bevor der Klenze-Bau zusammenkracht, was durch eine gescheite Nutzung durch Oper und Staatsschauspiel, also Dorny und Beck, zu verhindern wäre

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