Man sollte das Fernsehen dafür hassen, weil dieser Verschleiß Nina Hagen in eine Reihe von Medienmonstern gestellt hat, die mit Didi Hallervorden und Karl Dall anfängt und mit Guildo Horn und Cindy aus Marzahn noch lange nicht zu Ende ist. Man muss das Fernsehen dafür hassen, weil es Deutschlands einzig echten Superstar, der in New York, London und Paris immer noch viel gilt, in der Heimat unmöglich gemacht hat hat. Was da verloren ging, zeigt ihr neues Album Personal Jesus (Koch/Universal), das nächste Woche erscheinen wird.
In Los Angeles hat sie dafür Gospel, Blues und Country eingespielt, die Urformen des Pop, die sie so souverän beherrscht, als sei sie damit aufgewachsen. Dabei zwingt sie den Hörern ihren neugefundenen christlichen Glauben mit einer Kraft auf, der man sich nur schwer entziehen kann. Das kann sie, weil sie eine Stimme hat, die von der Kälte einer Grace Jones bis zur Raserei einer frühen Tina Turner sämtliche emotionalen Register beherrscht. Wenn sie denn einen Produzenten hat, der ihren Drang zur Alberei und Übertreibung bremst. Den hat sie mit Paul Roessler gefunden. Der hilft ihr dabei, genau jenen Siedepunkt zu finden, an dem ihre Stimme nicht in den Klamauk überkocht.
Nina Hagen beim ARD-Frühlingsfest der Volksmusik 2006.