Alles soll diesmal besser werden: Damit die Quoten wieder steigen, hat das behäbige Programm der Oscarverleihung ein Facelift erhalten. Details sind noch geheim, aber die Devise heißt: schneller, spritziger, witziger. An den mal gewimmerten, mal gestammelten Dankesreden aber wird auch diese Reform nichts ändern. Für die Gewinner im Kodak Theatre gilt: "Etwa eine Milliarde Menschen sehen dir zu, und vergiss nie: Ein falsches Wort, eine dämliche Geste, und deine Karriere könnte in Flammen aufgehen." So formulierte es der australische Schauspieler Paul Hogan. Eine Analyse der Reden zeigt: Es gibt sieben Kategorien des Gesichtsverlustes. Entsetzlich sind sie alle.
Die Heulsusen:
Gwyneth Paltrow hat einmal zugegeben, ihren Oscar aus der Wohnung verbannt zu haben. Sie wollte einfach nicht mehr daran erinnert werden, wie sie da 1999 im knallbonbonrosa Ralph-Lauren-Kleidchen auf der Bühne stand. Das Gesichtchen gerötet und über endlose Minuten private Dankestiraden schluchzend. Tränenlos - was ihr als gespielte Rührung angelastet wurde. Ihre zum Glück schwer verständliche Rede gipfelte damals im "Dank an meinen Großvater, der eine so wundervolle Familie geschaffen hat." Beruhigend für sie dürfte sein, dass sie damit nur eine lange Tradition fortführte. Schon Grace Kellys Stimme war tränenerstickt, Goldie Hawn kreischte ohne Ende. Alles normal. Denn Forscher haben herausgefunden: Frauen weinen auf den Verleihungen häufiger und reden mehr als männliche Kollegen. Statistisch gesehen 44 Worte. Schauspieler sprechen länger als Regisseure, Amerikaner mehr als Europäer. Und der Wortschatz einer durchschnittlichen Dankesrede hier entspricht dem eines zehnjährigen Kindes. Häufigste Worte: "Danke", "ich will", "viel", "Mami", "oh, mein Gott." . Beliebteste Adjektive: "unglaublich", "schön", "wundervoll". Als US-Schauspielerin war sich Paltrow ihren Auftritt also schlicht schuldig.
Gwyneth Paltrow/Foto: ap
Text: SZ vom 21.2.2009/Marten Rolff/sueddeutsche.de/rus