Pavillions:Das große Schillern

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Mal kitschig, mal poetisch: Wie sich die Nationen auf der Biennale präsentieren - ein Rundgang durch fast 90 Länderpavillons.

Von Kia Vahland

Ja, klar, die Kunst ist international. Und doch erregt sie nirgends so viel Aufmerksamkeit wie in Venedig, auf der Biennale, die am Prinzip der Länderpavillons festhält. Denn in diesen fast 90 Landesvertretungen findet die Kunst ihren Ort und Kontext - und wirkt politischer, als es jede wohlmeinende Multikultischau sein kann. Zum Beispiel die Türken: In ihrem lichten Backsteinraum tritt der armenischstämmige Sarkis auf. Der einst schon von der Kuratorenlegende Harald Szeemann gefeierte Künstler behandelt eher indirekt seine Herkunft (die Familie flüchtete 1915 aus Anatolien). Er produziert religiös anmutende Hinterglasmalereien, in Blei gefasst. Sie zeigen mal das Flügeltattoo auf den Schultern einer Berlinerin, mal ein Mädchen, das bei den Protesten im Istanbuler Gezi-Park verletzt wurde, dann wieder die Christusfüße eines Altmeistergemäldes oder Hrant Dink, den ermordeten armenisch-türkischen Journalisten. Der Schmerz gewinnt sakrale Weihen, und das Politische wird auf untergründige Art persönlich.

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