Paul McCartney über das Beatles-Ende:"Es war nicht Yoko Onos Schuld"

Versöhnliche Worte nach 40 Jahren: Yoko Ono, die Ehefrau von John Lennon und seit Jahrzehnten offiziell schuld an der Trennung der Beatles, hat laut Paul McCartney nichts mit dem Ende der Band zu tun. So redselig der Beatle etwa über Yokos positiven Einfluss auf John war: Ein Thema schnitt McCartney in dem langen TV-Interview lieber nicht an.

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Yoko Ono galt vielen Beatles-Fans als Schuldige, wieso die Band sich 1970 auflöste. Beatle Paul McCartney erteilt ihr jetzt aber Absolution.

(Foto: Getty Images)

Der Zusammenbruch der Beatles begann, als Yoko Ono im Studio auftauchte - so stand es immer geschrieben. Seit mehr als 40 Jahren verkörpert die japanisch-amerikanische Künstlerin und Ehefrau von John Lennon sinnbildlich das Ende: das Ende der Männerfreundschaft zwischen Paul McCartney und Lennon. Und das Ende der erfolgreichsten Band der Welt.

Doch die Beatles-Biografen werden diese recht einfache Erklärung in Zukunft wohl revidieren müssen. Ausgerechnet McCartney, der seit Jahrzehnten als Gegenspieler von Lennons Ehefrau gilt, erteilt der 79-Jährigen jetzt in einem Interview Absolution.

In einem Gespräch mit TV-Legende David Frost, der in Zukunft wieder auf al-Dschasira seine durch das Nixon-Interview berühmt gewordenen einstündigen Sendungen haben wird, sagte McCartney dem Guardian zufolge: "Sie hat sicher nicht die Gruppe auseinandergebrochen. Die Gruppe ist selbst auseinandergebrochen."

Er habe es zwar sehr schwierig gefunden damit umzugehen, dass Ono bei Aufnahmen der Beatles Ende der Sechziger Jahre im Studio anwesend war. Dennoch beschränke sich seine Wut heute vor allem auf Allen Klein.

Klein, der als Manager dem von allen vier Band-Mitgliedern geliebten Brian Epstein folgte, sei dafür verantwortlich gewesen, dass McCartney am Ende so heftig mit John, George und Ringo gestritten habe. Wenn es also einen Schuldigen außerhalb der Band gegeben hat, dann war es nicht Yoko, sondern der Geschäftsmann Klein.

In dem einstündigen Interview mit Frost, das im November ausgestrahlt wird, teilt McCartney ungewohnt viele private Gedanken - und hat sogar lobende Worte für Yoko Ono übrig: Ohne ihren Einfluss, der John Lennon erst zu neuen musikalischen Experimenten beflügelt habe, seien Songs wie Imagine nicht denkbar. "Yokos avantgardistische Seite und ihre Ansichten machten ihren Reiz aus. Sie zeigte John einen anderen Weg, was für ihn sehr attraktiv war. Es war für John Zeit zu gehen."

Im Nachhinein betrachte er den Zeitpunkt des Endes der Beatles ohnehin in einem anderen, wärmeren Licht. Die Band habe ja ein "ordentliches Lebenswerk" hinterlassen. "So schlimm war die Trennung dann doch nicht."

So mitteilungsbedürftig der Beatle seinem Gesprächspartner gegenüber war: Ein Thema seines Privatlebens fand trotzdem keinen Platz in den 60 Minuten. So sparten Frost und McCartney, die erstmals vor fast 50 Jahren ein Fernsehinterview führten, die Ehe zu Heather Mills komplett aus.

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