Pars pro toto:Der Tod kommt strahlend

Die Galerie Kampl zeigt erstmals Eduard Stranadkos Fotos aus Tschernobyl

Der Künstler

Der ukrainische Fotograf Eduard Stranadko lebt zum Zeitpunkt der Katastrophe in der 100-Kilometer-Zone rund um Tschernobyl. In jenen Tagen fotografiert er eine Bildserie über sein Heimatdorf und die Gegend rundum, seine Familie, Verwandten und Nachbarn. Niemand weiß Bescheid, dass die todbringende Strahlenbelastung längst alles verseucht hat. Im Nachhinein wirkt die strahlend weiße Wäsche an der Leine wie ein gespenstisches Omen.

Die Katastrophe

Am 26. April 1986 explodiert das Kernkraftwerk Tschernobyl nahe der ukrainischen Stadt Prypjat. In den ersten zehn Tagen werden mehrere Trillionen Becquerel Radioaktivität freigesetzt. Der radioaktive Niederschlag verseucht hauptsächlich die Region nordöstlich von Tschernobyl sowie viele Länder in Europa. Im November 1986 wird der Reaktorblock durch einen Stahlbetonmantel, den sogenannten Sarkophag, gedeckelt.

Die Informationspolitik

Nach der Explosion lässt die damalige sowjetische Führung die Welt wie auch die betroffene Bevölkerung zunächst völlig im Unklaren über das Ausmaß der Katastrophe. Am 1. Mai nutzen die Menschen in den betroffenen Gebieten das ausgesprochen schöne Wetter für einen Feiertagsausflug ins Freie, obwohl zu diesem Zeitpunkt bereits weite Teile Europas vom radioaktiven Fallout betroffen sind. Erst mehr als zwei Wochen später informiert die Sowjetunion die Öffentlichkeit.

Die Entdeckung

Die sepiafarbenen Aufnahmen hat der Münchner Künstler Wolfgang Flatz 1989 im damaligen Leningrad von Eduard Stranadko erworben. Die 50 handabgezogenen und handbeschrifteten Fotografien entstanden zumeist 1986, einige wenige in den zwei Jahren danach, und sind erstmals in Zusammenarbeit mit der Nuclear-Free Future Award Foundation zum 30. Jahrestages der Reaktorunglücks von Tschernobyl öffentlich zu sehen.

Shining, Fotos aus Tschernobyl von Eduard Stranadko. Galerie Kampl, Buttermelcherstr. 15. Eröffnung, Dienstag, 26. April, 19 Uhr; bis 7. Mai, Di-Sa 12-19 Uhr. www.galeriekampl.com

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