Die Tatsache alleine ist noch nicht so unheimlich: Die Petite Bibliotheque Ronde wurde verwüstet. Die Einbrecher schlugen Anfang des Monats eine der Eingangstüren zur Bücherei in Clamart, im Süden von Paris, ein. Es ging ihnen wohl nicht darum, sich durch Diebstahl zu bereichern. Zwar verschwanden einige Computer, vor allem aber wurden alle Türen und Schreibtische aufgebrochen, die Büros durchwühlt und Mobiliar zerstört. "Man will uns einschüchtern", mutmaßt Marion Moulin, die Leiterin der Bibliothek. "Oder die Täter haben einen Ort gesucht, um ihren Frust darüber auszulassen, dass in Clamart mittlerweile viele öffentliche Plätze videoüberwacht werden."
Unheimlich daran ist, dass die Bibliotheque Ronde () zum dritten Mal innerhalb eines Jahres vandalisiert wurde. Diese Angriffe muss man wiederum in einen noch größeren Kontext stellen: Zwischen 1996 und heute wurden in den Banlieues 72 Bibliotheken angezündet (siehe SZ vom 14. Februar) . Zahlreiche andere Büchereien wurden, so wie das Gebäude in Clamart, ganz oder teilweise zerstört. Die Mitarbeiter der Bibliotheque Ronde sind laut Marion Moulin "sehr verstört und aufgewühlt" durch die wiederholten Angriffe. Moulin betont aber auch, dass sie alle nicht aufhören werden, "den Kindern unseres Viertels weiterhin ein qualitativ hochwertiges Kulturprogramm zu bieten". Der Bau aus dem Jahr 1965 gilt als weltweit erste reine Kinderbibliothek und zählt mit seinen ineinandergreifenden runden Sälen und den von Alvar Aalto gefertigten Holzmöbeln seit 2009 zu den Monuments Historiques. Im Oktober sind Feierlichkeiten zum 50. Geburtstag geplant. Man kann nur hoffen, dass es die Bibliothek dann noch geben wird.