"Our Idiot Brother" im Kino:Ende 30 und zu gut für diese Welt

Vergebliche Liebesmüh: Paul Rudd spielt in der Komödie "Our Idiot Brother" einen unerschütterlichen Weltverbesserer. Doch Regisseur Jesse Peretz hat die Geschichte gleich doppelt ruiniert.

Jens-Christian Rabe

Eine Komödie, die ihrer Zeit auf den Zahn fühlen will, hat zwei Probleme: Sie muss einerseits plausibel verdichten, was der Geist der Zeit überhaupt ist. Und dann muss sie auch noch lustig sein. Es wird also - wenn man nicht gerade ein neuer Billy Wilder ist, der mit Filmen wie "Das Appartement" natürlich der Großmeister dieses Balanceakts war - sehr leicht entweder sehr kompliziert oder sehr platt. Im ersten Fall ruiniert man die Komödie, im zweiten den ganzen Film. Beides ist jetzt Jesse Peretz mit "Our Idiot Brother" gelungen.

Themendienst Kino: Our Idiot Brother

Schmerzhaft gut (gespielt): Paul Rudd als Gutmensch Ned, Elizabeth Banks als seine Schwester Miranda.

(Foto: Senator Film Verleih)

Ned ist Ende 30 und ein ewiger Hänger, der zu gut ist für diese Welt. Geld verdient er mit dem Verkauf von Gemüse, das er biodynamisch anbaut. In der ersten und besten Szene des Films verkauft er einem Polizisten aus Mitleid eine Tüte Cannabis - und landet gleich mal im Gefängnis.

Später bringt er seine drei überspannten Schwestern unfreiwillig in verschiedene peinliche Situationen und damit natürlich zur Selbsterkenntnis, bevor er aus reiner Ehrlichkeit nochmal ins Gefängnis muss.

Paul Rudd spielt den tollpatschigen Gutmenschen schmerzhaft gut. Trotzdem wird man das Gefühl nicht los, dass der Aufwand für die laue ideologiekritische Pointe doch etwas groß ist. Andersrum gelesen, wird aus "Our Idiot Brother" immerhin der repressivste Film des Jahres: Wer auf die Idee kommt, ein guter Mensch sein zu wollen, macht sich sogar seine Schwestern zu Feinden und muss dauernd in den Knast.

OUR IDIOT BROTHER, USA 2011 - Regie: Jesse Peretz. Kamera: Yaron Orbach. Mit: Paul Rudd, Elizabeth Banks, Zooey Deschanel, Emily Mortimer. Hyde Park Entertainment, 90 Minuten.

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