Oscar-Nominierungen 2015:Unkonventionell und menschlich

Die Oscar-Jury hat diesmal eher unkonventionelle Filme nominiert und solche, in denen es um das ungeschminkte Leben geht. Ein Überblick über die besten Filme und Schauspieler - stimmen Sie ab, wer die goldene Trophäe verdient hat!

Von Carolin Gasteiger

Bester Film

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(Foto: AP)

Jedes Jahr folgen die Nominierungen der Oscar-Jury einem bestimmten Trend. Und der geht dieses Mal hin zu Unkonventionellem. In der Königskategorie Bester Film wurde keine Großproduktionen wie Christopher Nolans "Interstellar" berücksichtigt. Stattdessen stehen Geschichten von Einzelschicksalen und experimentellere FIlme im Fokus. Birdman In Birdman steht Schauspieler Riggan Thomson am Tiefpunkt seiner Karriere und der Superheld a.D. vor allerlei Problemen. Alejandro González Iñárritus Drama gilt als Favorit für die Oscars, unter anderem weil der mexikanische Regisseur als Liebling der Academy gilt. Insgesamt ist der Film in neun Kategorien nominiert, darunter auch für die beste Regie. Von der Oscarverleihung berichtet SZ.de live in der Nacht von 22. auf 23. Februar.

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(Foto: dpa)

Vom Batman zum Birdman: Michael Keaton war länger von der Bildfläche verschwunden und scheut sich nun als Riggan Thomson nicht, schütteres Haar und seine Falten zu zeigen. Tatsächlich könnte ihm dieser "biografische Wumms" seinen ersten Oscar bescheren. Als alternder Schauspieler, der es noch einmal wissen will, dürfte er einigen Akteuren aus der Oscar-Jury aus der Seele sprechen. Außer Keaton sind aus der "Birdmann"-Riege Emma Stone und Edward Norton in den Nebendarsteller-Kategorien nominiert.

Grand Budapest Hotel

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(Foto: AP)

Mit Grand Budapest Hotel hat Wes Anderson ein wildes Kriminalstück in einer zauberhaften Zuckerguss-Kulisse angesiedelt - mit viel Liebe zum Detail und großem Staraufgebot. Gedreht wurde die schräge Komödie vor allem in Görlitz, die Produktion ist deutsch-britisch. Andersons ureigenen Stil würdigt auch die Oscar-Jury und nominiert "Grand Budapest Hotel" in neun Kategorien. Bei so viel Zuckerguss wundert es kaum, dass auch Make-up, Kostüm und Musik darunter sind.

The Imitation Game

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(Foto: Jack English/SquareOne/dpa)

Benedict Cumberbatch als blitzgescheiter, vergeistigter Mathematiker im Zweiten Weltkrieg: Diese Zutaten genügen für einen aussichtsreichen Oscarkandidaten. The Imitation Game ist in acht Kategorien nominiert. Eigentlich geht es um die Chiffriermaschine Enigma, mit der die Nazis die Funksprüche der Wehrmacht verschlüsselten, und darum, wie es den Briten schließlich gelang, diese Codes zu knacken. Aber es ist fraglich, ob sich Morten Tyldums Kriegsdrama gegen "Birdman" und "Grand Budapest Hotel" durchsetzen kann. Vielleicht ist der Film auch zu nerdig und zu britisch für die Oscar-Jury.

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(Foto: dpa)

Auch bei "The Imitation Game" sind gleich mehrere Cast-Mitglieder nominiert. Benedict Cumberbatch buhlt als einer von zwei britischen Schauspielern um einen Oscar als bester Hauptdarsteller; Keira Knightley, die seine Kollegin und enge Freundin spielt, ist als beste Nebendarstellerin nominiert.

Boyhood

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(Foto: dpa)

Wie die Zeit vergeht: Zwölf Jahre lang begleitete Richard Linklater die Darsteller in Boyhood. Jedes Jahr wurde nur an wenigen Tagen gedreht, in Summe schildert der Film die Geschichte einer amerikanischen (Patchwork-)Familie. Zwölf Jahre Familienleben aus nächster Nähe in zweieinhalb Stunden Film zu verfolgen, ist ziemlich beeindruckend - und beschert Linklater gute Chancen auf einen Regie-Oscar. Da braucht es gar keine raffinierten dramaturgischen Wendungen - es reicht, das Leben zu beobachten.

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(Foto: AP)

Neben dem Regisseur sind für ihre Nebenrollen Ethan Hawke und Patricia Arquette nominiert, die in "Boyhood" die Eltern des kleinen Mason spielen. Außerdem ist "Boyhood" in den Kategorien Schnitt und Drehbuch nominiert.

American Sniper

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(Foto: Courtesy of Warner Bros. Picture)

In American Sniper spielt Bradley Cooper den tödlichsten Scharfschützen der amerikanischen Militärgeschichte, Chris Kyle. Eigentlich hatte das US-Kinopublikum genug vom Irakkrieg, aber Clint Eastwoods jüngstes Werk bewegt das Land und polarisiert. Auch wenn der Regisseur angekündigt hat, er wolle den Irakkrieg nicht verherrlichen. In sechs Kategorien ist dieses postmoderne Helden-Epos nominiert. Besonders spannend wird jedoch, ob Bradley Cooper endlich die Trophäe einheimst. Der 40-Jährige ist zum dritten Mal in Folge nominiert. Man denke an Leonardo DiCaprio, der im vergangenen Jahr für seine Rolle in "The Wolf of Wall Street" hoch gehandelt wurde, am Ende aber doch leer ausging.

Die Entdeckung der Unendlichkeit

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(Foto: AP)

Der zweite Brite, der als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet werden könnte. Eddie Redmayne spielt in "Die Entdeckung der Unendlichkeit" Stephen Hawking - und glaubt man dem Britischen Filmpreis (Bafta) als "Orakel" für die Academy Awards, hat Redmayne beste Chancen auf einen Oscar. Monatelang bereitete er sich darauf vor, den Astrophysiker zu verkörpern, der wegen einer Erkrankung seines Nervensystems auf einen Rollstuhl und einen Sprachcomputer angewiesen ist. So viel Engagement weiß die Oscar-Jury in der Regel zu würdigen.

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(Foto: dpa)

Das britische Biopic von Regisseur James Marsh basiert auf den Tagebucheinträgen von Hawkings erster Ehefrau Jane. Felicity Jones spielt diese Jane einfühlsam, zurückhaltend und überzeugend - zumindest für die Oscar-Jury, die Jones als beste Hauptdarstellerin nominierte.

Whiplash

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(Foto: Sony)

"Not quite my tempo" (deutsch: "nicht ganz mein Tempo") wird in Whiplash zum Mantra, mit dem der unbarmherzige Musik-Professor den jungen Schlagzeuger Damien Chazelle anzuspornen versucht. J. K. Simmons spielt den pampigen Professor, der auch vor Gewalt nicht zurückschreckt und ist dabei so überzeugend, dass er für seine Rolle als bester Nebendarsteller ausgezeichnet werden könnte.

Selma

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(Foto: AP)

Für gerade einmal zwei Oscar-Kategorien wurde Ava DuVernays Bürgerrechts-Drama über Martin Luther King nominiert. Blanker Hohn für jene, die der Academy Rassismus vorwerfen, sind doch sowohl Regisseurin als auch Hauptdarsteller des Films Afroamerikaner. Nun könnte "Selma" zum Besten Film gekürt werden und "Glory" zum besten Song. Sollte der Film in der Königskategorie gewinnen, wäre die Jury-Nominierung immerhin den faden Beigeschmack los, rassistisch zu sein.

Bester Hauptdarsteller

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(Foto: AP)

Steve Carell ist der Einzige unter den Nominierten für den besten Hauptdarsteller, dessen Film nicht zugleich für den Preis als Bester Film nominiert ist. Aber die stille Bedrohlichkeit, die der US-Schauspieler und Komiker der Hauptfigur in "Foxcatcher" verleiht, überzeugte die Jury. Carell spielt einen exzentrischen Milliardär, der zwei Ringer-Brüder auf seinen Landsitz holt. Um Sport geht es dabei nur am Rande. Ebenfalls nominiert ist Carells Filmpartner Mark Ruffalo.

Beste Hauptdarstellerin

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(Foto: AP)

Auch bei den weiblichen Hauptdarstellerinnen gibt es in diesem Jahr ein übergreifendes Motto: ungeschminkt. Das bezieht sich nicht nur auf die Maske, sondern auch auf die kämpferischen Einzelschicksale, die die Schauspielerinnen verkörpern. Statt Glitzer und Glamour zählt das echte Leben. Marion Cotillard In "Zwei Tage, eine Nacht" der Dardenne-Brüder kämpft eine junge Mutter mit aller Kraft um ihre Existenz. Sandra ist Angestellte in einer Solarfabrik und auf die Solidarität ihrer Kollegen angewiesen - Marion Cotillard spielt dieses Fallen und wieder Aufrappeln brillant.

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(Foto: dpa)

(Beinahe) ungeschminkt begibt sich auch Reese Witherspoon in "Wild" auf die 2000 Kilometer des Pacific Crest. Der Film basiert auf dem Reisebericht von Cheryl Strayed, die mit dem Trip über den Krebstod ihrer Mutter hinwegkommen wollte. Witherspoon könnte ihren zweiten Oscar als beste Hauptdarstellerin nach "Walk the Line" gewinnen; Laura Dern spielt die krebskranke Mutter und ist als beste Nebendarstellerin nominiert.

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(Foto: AP)

Julianne Moore gilt als Oscar-Favoritin unter den weiblichen Hauptdarstellerinnen. In der Romanverfilmung "Still Alice" spielt die 54-Jährige eine Professorin, die an Alzheimer erkrankt ist. Als sie von ihrer Oscarnominierung erfuhr, war die US-Schauspielerin "so glücklich, dass ich kaum atmen konnte". Auf die Nominierung folgten ein Golden Globe und ein Bafta-Award. Moore konnte zwischendurch hoffentlich wieder Luft holen.

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(Foto: AP)

Das genaue Gegenteil von ungeschminkt liefert Rosamund Pike in "Gone Girl". In dem Psychodrama geht es um ein Paar, dessen Liebe zerbricht. Pike spielt an der Seite von Ben Affleck die verschlagene Ehefrau. Sollte sie gewinnen, wäre es interessant, was Neil Patrick Harris dazu sagt. Der diesjährige Oscar-Gastgeber spielt in "Gone Girl" eine Nebenrolle - und könnte Anekdoten vom Filmset in seine Moderation einfließen lassen.

Bester Nebendarsteller

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(Foto: Courtesy of Warner Bros. Picture)

Es wäre der zweite Oscar für Robert Duvall. Im Justiz-Thriller-Familien-Drama "Der Richter" spielt er einen krebskranken Vater, in "dessen Generation Liebe nicht anders definiert war, sich aber ganz anders äußerte", wie SZ-Filmkritikerin Susan Vahabzadeh schreibt.

Meryl Streep

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(Foto: Disney)

Viele wünschen sich eine eigene Oscar-Kategorie namens "The Best Cumberbatch". Aber ehrlicherweise müsste es eine eigene für Meryl Streep geben. Die 65-Jährige ist in diesem Jahr zum inzwischen 19. Mal für einen Oscar nominiert, diesmal als beste Nebendarstellerin. Aber statt nun für die fiese Hexe in "Into the Woods" hätte sie eher im vergangenen Jahr für "Im August in Osage County" einen Preis verdient gehabt. Da wurde ihre grandiose Performance jedoch übersehen.

Deutsche Hoffnungen

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(Foto: dpa)

Auch zwei Deutsche können in diesem Jahr auf einen Oscar hoffen. Wim Wenders ist mit "Das Salz der Erde" über den Fotografen Sebastião Salgado für die beste Dokumentation nominiert. Allerdings erhält der Filmemacher durch Laura Poitras' Doku über Edward Snowden harte Konkurrenz. Vielleicht hat ja Filmkomponist Hans Zimmer mit seinem Soundtrack für "Interstellar" bessere Chancen. Von der Oscarverleihung berichtet SZ.de live in der Nacht von 22. auf 23. Februar 2015

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