Oscar-Nominierungen 2011:Hollywood saves the King

Mark Zuckerberg und andere Einzelkämpfer: Die meisten Helden, die sich Hoffnung auf einen Oscar machen können, sind reinstes amerikanisches Urgestein. Trotzdem beherrscht ein britischer König die diesjährigen Nominierungen.

Fritz Göttler

Hollywood saves the King. Das scheint festzustehen, nachdem am Dienstag die Nominierungen für die 83.Oscar-Runde am 27.Februar bekannt gegeben wurden. Zwölfmal wurde The King's Speech benannt, bester Film, beste Regie, bestes Drehbuch, beste Kamera, beste Nebendarsteller (Helena Bonham Carter und Geoffrey Rush), und natürlich: Colin Firth, der mit allergrößter Wahrscheinlichkeit nach dem Golden Globe auch den Oscar als bester Darsteller kriegen wird für seine Performance als King George VI., der Stotterer auf dem englischen Thron, der in der Stunde der Gefahr seine Sprache findet, gegen den Feind draußen, den Massenrhetoriker Hitler. Britisches Urgestein, in einem braven Durchhaltestück, aber mit unerhörtem Drive - welcome back to Capraland!

Filmtipp "The Kings Speech"

Für ihre Rollen in "The King's Speech" können sie beide auf einen Oscar hoffen: Colin Firth Helena Bonham Carter.

(Foto: Senator Film/A?)

Und womöglich ist sogar für Regisseur Tom Hooper ein Oscar drin - was ein bisschen schade ist, angesichts seiner vier wilden Konkurrenten im Regiefach, Darren Aronofsky (Black Swan), David O. Russell (The Fighter, ein sagenhaftes Boxerstück, siebenmal nominiert), den Brüdern Joel und Ethan Coen (True Grit) und David Fincher (The Social Network). Fincher, der bei den Globes noch gut bedacht wurde, ist nun mit seinem subversiven Helden, Facebook-Gründer Mark Zuckerberg, in die Defensive geraten. Die Academy, die die Oscars vergibt, sieht alles gern positiv.

Ansonsten sind die nominierten Helden reinstes amerikanisches Urgestein, Einzelgänger, Einzelkämpfer: Jesse Eisenberg als Zuckerberg, Jeff Bridges als einäugiger Marshal in True Grit (er hat allerdings im Vorjahr bereits gewonnen, für Crazy Heart), James Franco, als Aron Ralston in Danny Boyles 127 Hours. Ein Durchhaltekünstler auch der fünfte im Bunde, Javier Bardem in Alejandro González Iñárritus Biutiful - der auch für den Oscar als fremdsprachiger Film nominiert ist. Der deutsche Beitrag, Die Fremde von Feo Aladag, hatte es nicht in die short list geschafft.

Bei den Frauen wird wohl die Einzelkämpferin Natalie Portman nicht zu schlagen sein in ihrer dunklen Balletthöhlenwelt von Black Swan, trotz der Konkurrenz von Annette Bening, Nicole Kidman, Michelle Williams und Jennifer Lawrence. Portman hat sich mächtig geschunden für den Film, das allein könnte die Academy schwer beeindrucken - siehe Robert De Niro und Raging Bull.

Jennifer Lawrence ist für ihre Rolle in dem schönen herben Winter's Bone nominiert worden - der einzige Indiefilm, der offenbar wahrgenommen wurde in der Academy. Dass seine Regisseurin Debra Granik es nicht unter die nominierten Regisseure schaffte, war absehbar. Der Oscar an Kathryn Bigelow wird fürs erste eine Ausnahme bleiben.

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