Oper:Unstimmig

Kristine Opolais gibt Partie in Festspielpremiere "La Juive" ab

Von Rita Argauer

Singstimmen sind eigenwillig. Anders als Instrumente kann man sie nur bedingt durch Üben zu einem bestimmten Klang zwingen. Das musste Anna Netrebko nun gerade in London feststellen, als sie die Partie der Norma am Royal Opera House wegen ihrer Stimme absagte. Die lettische Sopranistin Kristine Opolais hat ähnliches wohl gerade in München erfahren. In der vergangen Saison war sie an der Bayerischen Staatsoper noch spontan für Anna Netrebko in "Manon Lescaut" eingesprungen. Nun wollte Opolais selbst aus der Besetzung einer der großen Premieren des Jahre ausscheiden: Sie gibt die Rolle der Rachel in der Opernfestspielproduktion "La Juive" ab an ihre Kollegin Aleksandra Kurzak. "Sie hat entschieden, dass die Partie der Rachel nicht für Ihre Stimme geeignet ist", heißt es von Seiten der Oper.

Die polnische Sopranistin Aleksandra Kurzak war in dieser Produktion eigentlich als Prinzessin Eudoxie besetzt. Diese Rolle wird nun wiederum von der jungen Sängerin Hanna-Elisabeth Müller übernommen. Damit greift die Staatsoper auf ihren eigenen Nachwuchs zurück: Müller war 2010 Mitglied des Opernstudios, seit der Spielzeit 2013/14 ist sie festes Ensemblemitglied, 2014 wurde sie von der Zeitschrift "Opernwelt" als "Nachwuchssängerin des Jahres" ausgezeichnet. Fromental Halévys "La Juive" gehörte im 19. Jahrhundert zu den meist gespielten Werken. Während der NS-Diktatur verschwand die Oper um einen Religionskonflikt zwischen einem Kardinal und einem jüdischen Goldschmied von den Spielplänen. Am Sonntag, 26. Juni, wird sie in einer Neuinszenierung von Calixto Bieito in München Premiere haben.

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