Oper:Tock, tock, tock

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Es dauert ein bisschen, aber am Ende lässt sich auch Fiordiligi (Heather Engebretson) von Ferrando (Ioan Hotea) in die Waagrechte bringen. (Foto: Karl Forster)

Bitteres Liebesexperiment: Uwe Eric Laufenberg inszeniert Mozarts "Così fan tutte" am Hessischen Staatstheater in Wiesbaden und verlässt sich ganz auf die Sängerdarsteller.

Von Helmut Mauró

Musikalisch wird es dann doch nicht so rasant gehen, wie es der Beginn suggeriert. Konrad Junghänel peitscht anfangs nämlich das Hessische Staatsorchester durch die Ouvertüre, dass einem Bange werden kann. Dagegen hätte die Regie dieser Neuproduktion von Wolfgang Amadeus Mozarts "Così fan tutte" in Wiesbaden insgesamt durchaus mehr Drive vertragen. Der Intendant Uwe Eric Laufenberg fand nämlich für Mozart kaum griffige Bilder, verlor sich streckenweise in recht konventionelle und auch ein bisschen ausgetretene Sprechtheater-Regie. Auffälligstes Kennzeichen dafür: Das Spiel auf schmalen Rampen zwischen Orchestergraben und Publikum sowie zwischen Orchester und Bühnenchor. Und hinter dem Chor prangte, ein Wink mit dem Zaunpfahl, ein riesiger Spiegel: Wir alle sind wie die da auf der Bühne, sollte das heißen. Wenn Guglielmo, Ferrando und Don Alfonso dann plötzlich singend aus der ersten Reihe herauskommen, hat es auch der letzte kapiert. Aber ist dem Publikum wirklich geholfen und dem Stück genüge getan, wenn man die Grenze zwischen Theater und Wirklichkeit so kumpelhaft verwischt? Eigentlich geht es in Mozarts Oper ja um ein psychologisches Experiment, das geradezu einen naturwissenschaftlichen Anspruch erhebt, weil das Ergebnis wiederholbar sein soll: Jede Frau wird sich in jeden Mann verlieben, wenn die Bedingungen stimmen. Kochen bei dieser These die Emotionen nicht ohnehin hoch, muss man da nicht eher um Distanz als um Nähe ringen, wenn dieser Versuchsverlauf zur Aufklärung beitragen soll?

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