Oper:So vernünftig wie eine Sandsteinmauer

Ein "Don Giovanni", eine "Carmen", ein "Rake's Progress" und ein "Pinocchio": Das Opernfestival in Aix-en-Provence durchschreitet die Welt der Leidenschaften.

Von Reinhard J. Brembeck

Gerade noch stand Don Giovanni umtost von Mozarts Musik und verklärt wie ein auferstandener Christus auf der Open-Air-Bühne im Erzbischofspalast. Doch jetzt, um halb zwei Uhr in der Nacht, herrscht nichts als Ruhe. Die Sandsteinfassaden der historischen Altstadt von Aix-en-Provence wirken noch verschlossener und abweisender, als sie es in der Hitze des Tages tun. Die schmucklosen hölzernen Fensterläden, von denen schon lange die Farbe abblättert, scheinen schon seit Jahren nicht mehr geöffnet worden zu sein. Genauso tot sind die vielen Geschäfte, die ansonsten die Stadt in eine fade Einkaufsmeile für Touristen verwandeln. Selbst die unermüdlichen Restaurants, Bistros und Cafés haben fast alle geschlossen. Nur gelegentlich ist das Klappern von Absätzen in der nächtlichen Ruhe zu hören: versprengte Opernbesucher auf dem Weg in ihre Hotels.

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