Oper:So klingt der Weltuntergang

Lesezeit: 3 min

Die Münchner Opernfestspiele eröffnen mit Franz Schrekers einhundert Jahre altem Stück "Die Gezeichneten". Die Regie liebt das Klischee, die Musik aber kann süchtig machen.

Von  Reinhard Brembeck

Mag das Libretto auch noch so aktuell oder spektakulär sein, in der Oper hat immer nur die Musik recht. Und die formuliert ihre Wahrheiten stets mit egoistischem Hedonismus, sie setzt sich ohne Zögern über alle Vernunft, jede Moral und jeden guten Geschmack hinweg. Denn die Musik kennt nur ein Ziel, das sie in ihren besten Momenten mit perverser Perfidie verfolgt: Sie will ihren Hörer durch die aberwitzigsten Phantasmagorien umgarnen und aufreizen, sie will ihn zumindest für einige Stunden, aber am liebsten gleich für dessen Leben lang für den drögen Alltag untauglich machen. Kaum eine Musik kommt dieser ihrer tiefsten Bestimmung näher als die in Franz Schrekers "Die Gezeichneten", mit denen jetzt die Münchner Opernfestspiele eröffneten.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: