Oper:Not als Chance

Tristan und Isolde

Liebe ist stärker als Mordlust: Isolde (Annette Seiltgen) und Tristan (Hans-Georg Wimmer).

(Foto: Peter Litvai)

Das Stadttheater Landshut wird saniert und seine provisorische Spielstätte ist ein Zelt: die Gelegenheit für das Landestheater Niederbayern, mit "Tristan und Isolde" eine große Wagner-Oper zu spielen

Von Rita Argauer

Das Theaterzelt in Landshut steht auf einem recht trostlosen Gelände. Außerhalb der Stadt auf dem Messegelände hat man es neben einem Parkplatz aufgestellt. Von Containern umringt, sieht man ihm sein Dasein als Provisorium an. Denn ähnlich dem gerade durch verschiedene Münchner Spielstätten ziehenden Gärtnerplatztheater, wartet auch das Stammhaus des Stadttheaters Landshut auf seine Sanierung. Bis dahin muss man auf das Zelt ausweichen. Und darin spielt das Landestheater Niederbayern (dessen Ensemble für die drei Städte Straubing, Passau und eben Landshut produziert) nun das erste Mal überhaupt eine Wagner-Oper; genauer "Tristan und Isolde".

Unter der musikalischen Leitung von Basil Coleman mit Hans-Georg Wimmer und Annette Seiltgen in den Titelrollen wird all die mystische Transzendenz und musikalische Raffinesse dieser Oper erklingen. Zirkuszeltromantik und die nihilistische Romantik des "Tristans" erscheinen zusammen jedoch erst einmal ein wenig absurd. Doch für Intendant und Regisseur Stefan Tilch hat sich durch das Zelt überhaupt erst die Chance dazu ergeben, die Oper auf den Spielplan des Landestheaters zu setzen. Tilch selbst hatte 1998 bei Peter Konwitschnys Tristan-Inszenierung an der Bayerischen Staatsoper assistiert. Werke von Wagner waren aber bisher in seinem eigenen Theater in Landshut nicht möglich, schlicht weil die räumlichen Kapazitäten im engen Stammhaus der Stadt für Wagners groß besetztes Musiktheater nicht ausreichten. Das Zelt hingegen ist nun richtiggehend geräumig.

Aber die provisorische Spielstätte birgt andere Schwierigkeiten: Etwa gibt es keine Unterkellerung, der Boden auf dem das Orchester spielt, hat so keinerlei Resonanzraum. Und auch die Zeltwände bewirken eine bisweilen recht unkontrollierbare Akustik. "Ganz verstanden habe ich die Zeltakustik bisher auch nicht", sagt Regisseur Tilch, "da passieren komische Dinge, etwa dass man Instrumente aus einer völlig anderen Ecke hört, als der Richtung, in der sie stehen". Dennoch hält er den Raumklang für "handlebar", immerhin spielt das Theater nun auch schon seit Juni 2014 in dem Zelt: "Wir haben starke Stimmen", sagt Tilch, die sie nun zusätzlich "ganz sanft" mit kleinen Raummikrofonen unterstützen würden. Dazu sitzen 65 Musiker im Graben des Zeltes, der auch nicht besonders tief ist. Auch deshalb würde man im Zweifelsfall eher im Piano und Mezzoforte spielen als die dynamischen Kapazitäten voll auszunützen. "Außer an den Stellen, an denen es krachen soll", sagt Tilch. Die gäbe es ja auch im "Tristan".

Tilch selbst ist aber insgesamt weniger von der Akustik verschreckt, als dass er sich über die "historische Einmaligkeit" freut, endlich einen Wagner an seinem Theater herauszubringen. Hinzu kommt auch, dass das Ensemble in Passau derzeit in der Dreiländerhalle spielt, anstatt im Hochwasser versunkenen dortigen Stadttheater - diese Halle ist ebenfalls größer, die Voraussetzungen für "Tristan" sind also durch die unglücklichen Umstände besser denn je.

Tristan und Isolde, Premiere Landshut: Fr., 8. April, Theaterzelt, Premiere Passau: So., 10. April, Dreiländerhalle, Premiere Straubing: So., 24. April, Theater am Hagen

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