Oper:Ganz großer Geisterspuk

In der Oper "Frau ohne Schatten" wird das Kinderkriegen als Daseinszweck der Frau gefeiert. Damit hat Regisseur Andreas Kriegenburg seine Schwierigkeit.

Von Julia Spinola

Die Psychoanalyse, so scheint es, dient den Regisseuren immer dann als letzter Ausweg, wenn sie mit der Deutung eines Stückes nicht weiterkommen. Wenn es um Richard Strauss geht, ist das meistens auch historisch gesehen legitim. Seine Opernschocker "Salome" und "Elektra" wären ohne Sigmund Freuds "Traumdeutung" und die gemeinsam mit Josef Breuer geschriebenen "Studien über Hysterie" kaum denkbar. Bei der 1917 vollendeten "Frau ohne Schatten", dem hypertrophen Hohelied auf die Mutterschaft als der einzig legitimen Bestimmung weiblicher Existenz, liegt der Fall jedoch viel komplizierter. Denn diese Parabel um die moralisierende Prüfung und die Selbstfindung zweier Paare versetzt die freudianische Seelenkunde mit einer reaktionären biologistischen Ideologie. Das ergibt einen höchst obskuren Cocktail aus Mythos, Märchen und fernöstlichem Geisterspuk.

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