Oper:Der Sieg der Vernunft ist der Tod der Liebe

Der Komponist spielt mit und begegnet seinen Alter Egos: Stefan Herheims und Mariss Jansons' grandiose Deutung von Tschaikowskys "Pique Dame" in Amsterdam.

Von Reinhard Brembeck

Gerade hat der Chor noch ein dunkles Requiem gesungen, doch als er die Bühne der Amsterdamer Oper verlässt, liegt da nicht der Glücksspiel-Junkie Hermann tot auf der Bühne, sondern der Komponist Pjotr Iljitsch Tschaikowsky. Dessen Spielertragödie "Pique Dame" müsste bei dem Regisseur Stefan Herheim von Anfang an "Pjotr und Hermann" heißen. Denn in dieser Aufführung fungiert die (wahrscheinliche) Homosexualität des Komponisten als Dreh- und Angelpunkt, um die vielen Rätsel dieses erzromantischen Schauerstücks aufzuhellen, das auf eine Novelle Puschkins zurückgeht. Für den derzeitigen, der Homophobie nicht abgeneigten russischen Staatschef Putin dürfte das alles ein Frevel an nationalen Ikonen sein.

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