Musikalisch aus der Zeit gefallen war Gian Carlo Menottis Oper "The Consul" schon bei ihrer Uraufführung 1950 in New York. Aber was auf der Bühne verhandelt wird, war damals und ist heute bis in die Formulierungen des Textes hinein aktueller denn je: ein oft den Wahnsinn streifendes Flüchtlingsdrama aus der Perspektive der Wartenden und Bangenden in einem Konsulat, dessen Leiter wie die oberste Instanz in Kafkas "Schloss" unerreichbar bleibt. Dem seit dieser Spielzeit großteils neu besetzten Opernstudio der Bayerischen Staatsoper und dem Münchener Kammerorchester unter Leitung von Geoffrey Paterson gelang jetzt eine rundum packende Aufführung im Cuvilliés-Theater. Menotti als sein eigener Librettist ist ungleich direkter als Kafka, aber im Ergebnis nicht minder unheimlich allgemeingültig: Der Freiheitskämpfer John Sorel (in Stimme und Darstellung ein überzeugend Gehetzter: Johannes Kammler) stolpert schon zu Beginn verletzt auf die Bühne und ist mit Assan (nicht minder exzellent: der Bariton Frederic Jost) fortan auf der Flucht - vor dem Agenten der Geheimpolizei (erst scheinheilig freundlich, dann brutal: Bassist Igor Tsarkov).
Oper:Aktueller denn je
Gian Carlo Menottis Flüchtlingsdrama "The Consul" im Opernstudio
Von Klaus Kalchschmid
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