Österreichische Gegenwartsliteratur:Der Traum des Architekten

FEU

Thomas Stangl.

(Foto: Aleksandra Pawloff)

Der Wiener Autor Thomas Stangl reist in seinem neuen Roman "Fremde Verwandtschaften" in ein fiktives Afrika. Dabei geht der Boden unter den Füßen schon mal verloren.

Von Nico Bleutge

Der Erzähler hat einen Traum: einmal in einem Raum ohne Koordinaten sein. Unterwegs in unkartiertem Gelände. Es gäbe keine Himmelsrichtungen, kein Zuhause, keine Fremde, keine Stadt, nicht einmal ein Hier oder ein Dort ließe sich bestimmen. Der graue Boden stünde für den grauen Boden, das bleiche Gras für das bleiche Gras. Die Welt wäre nichts als die Welt. Die Vorstellung, die sogenannte Wirklichkeit könnte immer vermittelt sein, ja, jede Wahrnehmung sei ganz von Bildern und Projektionen überlagert, treibt den österreichischen Schriftsteller Thomas Stangl von jeher um. Schon in seinem Roman "Ihre Musik" (2006) ließ er die Figuren ein Wien durchwandern, das sich mit den Welten der Imagination vermischt. In "Regeln des Tanzes" (2013) erprobten die Charaktere zuletzt, ob sie die Wirklichkeit durch politische Aktionen verändern können. Nun schickt Stangl seinen Protagonisten auf den afrikanischen Kontinent.

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