Obama als Komödiant:"Glauben Sie, dass Michelle einen Nerd geheiratet hätte?"

Lesezeit: 3 min

Barack Obama hat dem berüchtigten Komiker Zach Galifianakis ein Interview gegeben. Danach wirkte Galifianakis, den man aus der "Hangover"-Trilogie kennt, als ob er einen Kater habe.

Von Bernd Graff

Ab und zu muss man dranbleiben. Wir hatten ja hier mal die wunderbar schräge, manchmal sehr komische Show " Between Two Ferns" vorgestellt von und mit dem Komiker Zach Galifianakis. Ihn, wiegesagt, kennt man aus den US-Filmkomödien "Hangover".

Barack Obama bei "Between Two Ferns" Der US-Präsident in der schrägsten Talkshow (Foto: Screenshot)

Der Mann ist eigentlich nicht nett zu seinen Gästen - und selbst, wenn der Präsident der USA dort aufschlägt, gibt sich Zach kaum Mühe, auch nur irgendwie charmant, witzig oder wenigstens gespielt geistreich zu sein. (Dabei ist er all das, weil er jede Charmeoffensive so tollpatschig verweigert.)

Nun also schlägt tatsächlich Barack Obama, der amtierende US-Präsident, bei ihm auf - und schlägt sich zwischen den Farnen bestens. Nein, allerbestens. Denn Barack ist unerschütterlich ruhig, was angesichts der Frechheiten und des unhöflichen Rumgelümmels seines mutmaßlichen Gastgebers geradezu ein wunderbares Schauspiel der Gelassenheit ergibt.

So geht`s ja schon mal los: Galifianakis entschuldigt sich gleich zu Beginn, dass er den Präsidenten schon "ein paar Mal" versetzen musste, weil "das Mouse-Pad" angeblich einen Defekt hatte und er der Großtante "ein Paar Diabetes-Schuhe kaufen" musste. Mit anderen Worten: Das ist eine Unverschämtheit. Obama kontert lässig: "Kein Problem! Als ich hörte, dass es tatsächlich Leute geben soll, die diese Show sehen, war ich wirklich sehr überrascht." Punkt für Obama!

Dann wird Obama nach dem (wirklich etwas irren) Präsidenten-Ritual der Truthahn-Amnesie vor Thanksgiving gefragt und was er denn 2014 damit vorhabe: "Wir werden vermutlich wieder einen Truthahn begnadigen", erwidert Obama und schiebt hinterher: "Hat Sie das deprimiert, dass wir den Truthahn begnadigt haben - und Sie ihn nicht essen konnten?" Antwort: Betretenes Schweigen des Gastgebers.

Es geht jetzt kurz um Nordkorea und ob man Hulk Hogan dorthin schicken sollte. "Er ist kein Botschafter.", bescheinigt kurz Obama. Dann die Frage: was überhaupt soll man mit Nord-Ikea machen?" "Machen Sie doch einfach weiter!", sagt Obama.

Die frechdreisteFrage: "Wie ist es, der letzte schwarze Präsident zu sein?" kontert Obama mit: "Wie ist es, das letzte Mal mit einem Präsidenten sprechen zu können?"

- "Sie sind doch sauer, nicht noch ein drittes Mal kandidieren zu können!"

- "Nein, das ist eine gute Sache", erwidert Obama. "Ein drittes Mal wäre ja so, wie eine dritte Folge von 'Hangover' zu drehen."

Eine Anspielung auf den miserablen "Hangover III", in dem Galifianakis ja wieder mitwirkte. Doch Bradley Cooper darin sei großartig gewesen, er habe den Film getragen, meint Obama. Galifianakis sagt nichts und grummelt.

Spätestens hier steht es jetzt 160zuIrgendwas für Obama. Auch wenn Galifianakis sich noch ereifert, dass der gutaussehende Cooper es ja leicht in Hollywood habe, während es dagegen echt eine Herausforderung sei, dort als kleiner, fetter und stinkender Schauspieler zu reüssieren, sprich: als Galifianakis.

Man frotzelt so noch ein wenig weiter, erfährt, dass Obama Galifianakis nicht in die Nähe von Michelle Obama lassen würde und erfährt dann, dass gerade junge Erwachsene doch jetzt eine Krankenversicherung abschließen sollten und - dank des "Affordable Care Acts" auch können. "Das zu sagen, ist der Grund, warum ich hier bin", sagt Obama.

Dann wird er gefragt, ob er eine Präsidenten-Bibliothek auf Hawaii oder in seinem Geburtsland Kenia errichten lassen würde. Eine weitere Unverschämtheit von Galifianakis.

Denn zu den gängigsten rechten Verschwörungstheorien über Obama gehört, dass er in Kenia und eben nicht auf Hawaii geboren sei, weswegen er nicht rechtmäßiger Präsident der USA sein dürfe. "Zach, das ist eine lächerliche Frage.", bescheinigt Obama trocken.

"Wissen Sie, was ich tun würde, wenn ich Präsident wäre, Mr. President?", fragt Galifianakis jetzt. "Ich würde Scheidungen bei gleichgeschlechtlichen Ehen verbieten. Dann kann man ja sehen, wie sehr die Schwulen an der Ehe hängen."

"Darum sind Sie ja auch nicht Präsident.", erwidert Obama - und schiebt hinterher: "Und das ist gut so." Dann fragt Galifianakis: "Warum glauben Sie, wenn Sie einen Sohn hätten, dass er Football spielen wollte? Er könnte ja auch ein Nerd wie Sie sein." "Glauben Sie", erwidert Obama staubtrocken, "dass Michelle einen Nerd geheiratet hätte?"

So geht das sechseinhalb Minuten lang. Am Ende drückt Obama den berüchtigten Buzzer, den Zach sonst einsetzt, um seine illustren Gäste rauszuschmeißen. Hier bricht jetzt jedoch die Kulisse zusammen und man sieht, dass man vermeintlich am Kamin des "Diplomatic Reception Room" des Weißen Hauses sitzt. "Wer hat Ihnen gestattet, Ihre Shows hier zu drehen?", fragt Obama. "Bush - vor Jahren", erwidert Galifianakis kleinlaut.

Ob dieses Interview in die Geschichte eingehen wird, darf bezweifelt werden. Was aber nun nicht mehr geleugnet werden kann: Obama hat ein großartiges komödiantisches Talent. Und er kann über sich selber lachen. Es darf mit Fug bezweifelt werden, dass ein solches Interview mit irgendeinem deutschen Politiker möglich wäre. Doch. Mit Gerhard Schröder. Aber der ist garantiert nicht solch ein begnadeter Schauspieler. Und das meinen wir jetzt mal ganz ernst.

© SZ.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: