Nicole Kidman bei Madame Tussaud:Wachsweiche Karriere

Nicole Kidmans vorzeitige Balsamierung in Madame Tussauds Winter Wonderland und was es sonst Winterliches im Kino gibt.

Susan Vahabzadeh

Man hat, wenn bei Madame Tussaud neue Wachsfiguren enthüllt werden, öfter mal den Eindruck, dass Hollywood den Ruhm so schnell umverteilt, dass die Tüftler im Tussaud-Labor nicht recht mitkommen. Nicole Kidman jedenfalls, deren wächsernes Double in der vergangenen Woche der staunenden Öffentlichkeit präsentiert wurde, ist derzeit als Schauspielerin nicht so richtig gefragt.

Nicole Kidman bei Madame Tussaud: Eiskönigin, die falsche: Obwohl Nicole Kidmans eigene Gesichtszüge mittlerweile genauso eingefroreren sind, ist dies nur eine Puppe.

Eiskönigin, die falsche: Obwohl Nicole Kidmans eigene Gesichtszüge mittlerweile genauso eingefroreren sind, ist dies nur eine Puppe.

(Foto: Foto: Getty Images)

"Fur", der Film, mit dem sie im vergangenen Herbst einen großen Auftritt beim Filmfestival in Rom hatte, verschwand in der Versenkung - ins Kino kam er nicht. "Invasion" war, um es einmal milde zu formulieren: ein Projekt, das sie bei künftigen Vertragsverhandlungen nicht ins Spiel bringen sollte (Regie: Oliver Hirschbiegel). Und im aktuellen Fantasy-Spektakel "Der goldene Kompass" steht sie nicht im Mittelpunkt.

Das Echo auf die Wachsfigur war vielleicht auch nicht das, was sie sich erträumt hatte - denn die Mimik von Nicole Kidman ist inzwischen so eingefroren, dass ihr die Figur allzu täuschend ähnlich sieht. Sie begibt sich nun jedenfalls auf den Spuren von Tom Cruise nach Babelsberg - dort wird sie, unter der Regie von Stephen Daldry in der Verfilmung von Bernhard Schlinks "Der Vorleser" spielen - und Daldry war immerhin der Regisseur ihrer Oscar-Rolle in "The Hours".

Des Kinos Mühlen mahlen langsam, aber wenn sie mahlen, dann richtig. Warum genau die gruseligen Morde von Hinterkaifeck es 85 Jahre lang nicht zu einer großen Verfilmung gebracht haben, ist ungefähr so mysteriös wie die Geschichte selbst - Fußabdrücke im Schnee, die zum Einödhof Hinterkaifeck führen, aber nicht wieder weg; Spuren eines unsichtbaren Mitbewohners auf dem Dachboden, das schreit ja geradezu nach Verewigung im Horrorfach.

Weniger mysteriös ist der Grund, warum der Stoff jetzt doch noch verfilmt wird - Andrea Maria Schenkel hat den großen bayerischen Kriminalfall von 1922 für ihren Bestsellerroman "Tannöd" verwendet, und Bettina Oberli ("Die Herbstzeitlosen") wird ihn jetzt adaptieren. Nun war schon bei Schenkels Roman strittig, wer wo was herhatte, denn die Geschichte ist ja tatsächlich passiert, und sie wurde schon verschiedentlich verwendet, als Fernsehdokumentation, am ausführlichsten in den Sachbüchern von Peter Leuschner.

Wie dem auch sei: Die späte Verfilmung wird nicht die einzige sein - Esther Gronenborn ("alaska.de") dreht zurzeit "Kaifeck Murder", da kommt Benno Fürmann auf den Hof und versucht, die - in Wahrheit ungeklärten - Morde aufzudröseln. Auch eine Fiktion - der Hof wurde bald nach der Tragödie abgerissen.

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