"Neue Zürcher Zeitung":Schweizer Traditionsblatt streicht Stellen

Der Ruf der NZZ basiert besonders auf ihrer Auslandsberichterstattung. Doch in der Krise streicht das Blatt Stellen - auch in London, Paris und Afrika.

Gerd Zitzelsberger

Das Flaggschiff der Schweizer Presse, die Neue Zürcher Zeitung (NZZ), muss wegen der Finanzkrise den Gürtel enger schnallen. Vorstandsvorsitzender Albert Stäheli teilte zu Jahresbeginn mit, dass die Belegschaft um 29 Personen verringert werde. Das entspricht 24 Vollzeit-Stellen oder vier Prozent der Mitarbeiter. Die NZZ gebe damit aber ihren publizistischen Anspruch nicht auf, und nach wie vor sei sie "grundsolide" finanziert.

"Neue Zürcher Zeitung": Nicht nur die Finanzkrise ist schuld: DieNeue Zürcher Zeitungstreicht Stellen.

Nicht nur die Finanzkrise ist schuld: Die

Neue Zürcher Zeitung

streicht Stellen.

(Foto: Foto: AP)

Doch das Blatt, dessen famoser Ruf besonders auf seiner umfangreichen Auslandsberichterstattung basiert, kürzt auch das internationale Korrespondenten-Netz. So werden in London, Paris, im südlichen Afrika und an anderen Plätzen, an denen die NZZ bislang mehrere Mitarbeiter beschäftigt, Stellen gestrichen.

Wie der stellvertretende Chefredakteur Hansrudolf Kamer am Freitag sagte, muss die Redaktion von 160 Mitarbeitern voraussichtlich sieben Vollzeitstellen einsparen. Bereits vor zwei Wochen hatte die NZZ in der Schweiz Aufsehen erregt, weil sie künftig keinen Korrespondenten mehr im Tessin haben wird. Generell ist das Nachrichtenangebot der deutschsprachigen Schweizer Zeitungen aus den italienisch- und französischsprachigen Landesteilen mager.

Die NZZ begründet die Sparmaßnahmen mit dem Einbruch im Anzeigengeschäft. Nach Branchenangaben mussten die Schweizer Tageszeitungen im November ein Minus von 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr hinnehmen; im September hatte es sogar 18 Prozent betragen. Vor allem Stellen- und Immobilienanzeigen werden weniger.

Allerdings haben Gratisblätter und Internet zuvor schon den Wettbewerb um Werbekunden verschärft und die Preise gedrückt. In Bedrängnis sind die Schweizer Abonnementzeitungen auch, weil trotz des Zustroms von Arbeitskräften aus Deutschland speziell in der deutschsprachigen Schweiz die Auflagen bröckeln. So hat die NZZ zuletzt durchschnittlich 2000 Abonnenten pro Jahr verloren. Derzeit gibt sie ihre verkaufte Auflage mit 143.000 Exemplaren pro Tag an.

Bedrohlich wird die Entwicklung für die angesehene Berner Regionalzeitung Der Bund. Der Tamedia-Verlag hat angekündigt, das Blatt in Teilen mit einer anderen Zeitung zusammenzulegen. In Frage kommen dafür die Berner Zeitung oder der Züricher Tages-Anzeiger, die beide ebenfalls von Tamedia herausgegeben werden.

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