Neu im Kino: "P.S. Ich liebe Dich":Die Nummer mit dem Kummer

Oscarpreisträgerin Hilary Swank versucht sich auf romantischem Terrain: Nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes nimmt er nochmal Kontakt zu ihr auf.

Anke Sterneborg

Im Leben hilft gegen den Tod eines geliebten Menschen nur die Zeit. Im Kino muss das Ganze etwas schneller gehen, und es darf auch nicht so schrecklich trist sein. Weshalb Drehbuchschreiber und Regisseure immer wieder auch übersinnliche Kräfte ins Spiel bringen. So spukten Alan Rickman und Patrick Swayze, zwei jungverschiedene Männer, in "Truly Madly Deeply" und "Ghost - Nachricht von Sam" im Leben der jungen schönen Frauen, die sie liebten - Demi Moore, Juliet Stevenson - noch ein Weilchen freundschaftlich herum.

Neu im Kino: "P.S. Ich liebe Dich": Versucht in der Bar, ihre Sorgen zu vergessen: Hilary Swank als trauernde Holly.

Versucht in der Bar, ihre Sorgen zu vergessen: Hilary Swank als trauernde Holly.

(Foto: Foto: Tobis)

Auch in "P. S. Ich liebe Dich" wird eine Mechanik der Übersinnlichkeit effektiv, nur bedient sich Gerard Butler eines ganz irdischen Drehs, um seine hübsche Frau sanft aus der dunklen Trauerzeit ins lichte Lebensglück zu schubsen. Nach einer intensiven Szene zwischen ihm und seiner jungen Frau Holly, gespielt von Hilary Swank, erliegt er einem Tumor.

Hilary Swank mal anders

Um ihr die Abtrennung von der gemeinsamen Vergangenheit zu erleichtern und die unausbleibliche Phase, in der sie total versackt, zu verkürzen, hat er noch zu Lebzeiten zehn Briefe verfasst, die er ihr mit der Hilfe von Freunden und Verwandten im Monatsrhythmus zukommen lässt, und die sie zu Geburtstagspartys, Karaoke-Auftritten, Barbesuchen anstiften. Und zu einer Reise nach Irland, wo das Leben und der Tod schon immer eine besonders innige Beziehung hatten.

Man könnte natürlich seine Zweifel daran haben, ob ein so wunderbar planlos impulsiver Ehemann wie dieser Gerry - Gerard Butler darf hier, nach seinem durchhaltewilligen König Leonidas in "300" sehr viel sanftere Seiten zeigen - wirklich zu so viel Für- und Vorsorge fähig ist. Muss man aber nicht, weil das Leben im Kino, dem romantisch komödiantischen zumal, ohnehin seiner ganz eigenen Logik gehorcht.

Man könnte auch Bedenken anmelden, ob Hilary Swank, die sich als kämpferisch boxendes "Million Dollar Baby", und als sperrig androgyner Möchtegernjunge in "Boys Don't Cry" zwei Oscars verdient hat, nun unbedingt aufs romantische Terrain wechseln soll, auf dem einst Meg Ryan sich festgesetzt hatte. Muss man aber auch nicht, weil sie in diesem Film immer mal wieder Momente hat, in denen ihre kantigen Züge weich wirken und in ihren großen Augen das lustvolle Vergnügen am überflüssigen Luxus toller Schuhe und an charmantem Kinoblödsinn aufblitzt.

Durchaus kritischer Kitschanteil

Es ist bereits der zweite Film in Folge, den Richard LaGravenese mit Hilary Swank drehte, bereits in "Freedom Writers" bekam sie es mit der inspirierenden, heilenden Kraft des geschriebenen Worts zu tun, als eine engagierte junge Lehrerin, die übers Schreiben ihren Schülern soziales Verhalten vermittelte. Als Drehbuchautor von "Die Brücken von Madison County" und "Der Pferdeflüsterer" hat sich LaGravenese schon erfolgreich zwei romantische Romanvorlagen mit durchaus kritischem Kitschanteil vorgenommen.

Bei seiner eigenen Verfilmung des gleichnamigen Romans der jungen irischen Autorin Cecilia Ahern ist er allerdings nicht ganz so stilsicher, wie Clint Eastwood und Robert Redford es waren. Doch immer wenn "P. S. I Love You" allzu tränenselig oder unglaubwürdig zu werden droht, dann stehen Hilary Swank mit Lisa Kudrow und Gina Gershon zwei unerschütterliche Freundinnen zur Seite - oder sitzen mit ihr im selben Boot. Und Kathy Bates, die schon in der Fernsehserie "Six Feet Under" einen sehr pragmatischen Umgang mit dem Tod gepflegt hat (und hier ausgesprochen sinnlich sein darf), ist als Mutter mit Bodenhaftung groß in Form.

P. S., I LOVE YOU, USA 2007 - Regie: Richard LaGravenese. Buch: Richard LaGravenese, Steven Rogers. Nach einem Roman von Cecilia Ahern. Kamera: Terry Stacey. Schnitt: David Moritz. Musik: John Powell. Kostüme: Cindy Evans. Mit: Hilary Swank, Gerard Butler, Lisa Kudrow, James Marsters, Harry Connick Jr., Kathy Bates, Gina Gershon, Jeffrey Dean Morgan. Tobis, 126 Minuten.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: