Neu im Kino: "King of California":Zausel auf Schatzsuche

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Michael Douglas verwandelt sich in "King of California" sichtlich vergnügt in einen Wunderling, der zwischen den Orangenhainen und Shoppingmalls bei Los Angeles einem Goldschatz nachjagt.

Doris Kuhn

Wo ist eigentlich Jeff Bridges, wenn man ihn mal braucht? Da gibt es eine Rolle für einen Mann, alt genug, um eine Teenager-Tochter zu haben, und gleichzeitig ganz jungenhaft, sexy, und gleichzeitig wahnsinnig, von umfassender Traurigkeit und doch erstaunlich komisch - und wer spielt die dann? Michael Douglas, der sich dafür herrichtet wie ein alter Zausel und sich auch so benimmt.

Dabei sieht man ihm den Spaß, den ihm dieser Charakter bereitet, natürlich trotzdem an. Geschrieben wurde die Figur von Mike Cahill, produziert von Alexander Payne, dessen Interesse an eigenwilligen Drehbüchern hier seit dem Überraschungserfolg "About Schmidt" bekannt sein dürfte.

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In ähnlicher Manier mäandert jetzt "King of California" dahin, aber das Tempo ist mitreißender und die Figuren sind besser gelaunt, bisweilen charmant sogar. Das wirkt wie eine Art Roadmovie auf engstem Raum, magischer Realismus für Hochbegabte, was bedeutet, dass es sich nicht um den üblichen Hollywood-Kitsch handelt, aber doch um den üblichen Off-Hollywood-Kitsch.

Wobei hier ins Gewicht fällt, dass die Vorbilder für den traumverlorenen Reisenden Michael Douglas nicht nur bei Don Quijote gesucht werden, sondern gelegentlich abdriften zu "Alice im Wunderland". Es werden also einem märchenhaften Inhalt ganz viele absurde Momente unterschoben, die den amerikanischen Alltag auf eine Ebene der Grenzerfahrung heben, die so erschreckend wie surreal ist.

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Michael Douglas ist der Vater einer 16-jährigen Tochter, der nach zwei Jahren in der psychiatrischen Anstalt nach Hause zurückkehrt. Das führt nicht unbedingt zu großer Freude bei dieser Tochter, die gespielt wird von Evan Rachel Wood, und die sich inzwischen allein durchschlagen musste. Dabei hat sie gelernt, sich den Notwendigkeiten des Lebens unterzuordnen - die Schule abzubrechen, um bei McDonald's die Miete zu verdienen, genug zu schlafen, niemals vom vorgeschriebenen Weg abzuweichen.

Genau diese Vernunft aber ist das, was ihren Vater am allerwenigsten interessiert. Der hat sich in den Kopf gesetzt, einen Schatz von Golddublonen zu finden, den die Konquistadoren dereinst vergraben haben, zufälligerweise irgendwo in der näheren Umgebung des Grundstücks, auf dem jetzt sein Haus steht.

Vater, Tochter, Unfug

Diese Gegend ist das Santa Clarita Valley, nicht fern von Los Angeles, das offenbar gerade die Verwandlung vom Orangenhain in eine Shoppingmall durchmacht. Michael Douglas sieht also von seiner Veranda aus zu, wie der Ort, den er um seiner Weltvergessenheit willen liebt, entdeckt und zugesiedelt wird, in der Hauptsache von Schwachköpfen. Belagerungsartige Szenen spielen sich ab, die ihn in seinem Plan nur bestärken, mit größtmöglicher Eile den spanischen Schatz zu heben, nicht zuletzt, um seine Tochter von den Unannehmlichkeiten der Realität zu befreien.

Anhand alter Aufzeichnungen arbeitet er sich über Golfplätze und unter Großmärkten hindurch, wobei seine kompromisslose Haltung allmählich nicht nur Evan Rachel Wood überzeugt. Man glaubt ihm jedes seiner Hirngespinste und bekommt so die alte Vermutung bestätigt, dass man nur mit genug Selbstverständlichkeit an eine Sache herangehen muss, dann wird man von keinem mehr gehindert - egal was für Unfug man anstellt. So wächst das zögerliche Vertrauen zwischen Vater und Tochter, beiläufig fördern sie ungeahnte Eigenschaften aneinander zu Tage, die Missionen ins Ungewisse werden dramatischer. Und das ist immerhin ein Teil der Schätze, die bei dieser Suche entdeckt werden können.

KING OF CALIFORNIA, USA 2007 - Regie, Buch: Mike Cahill. Kamera: Jan Whitaker. Musik: David Robbins. Mit: Michael Douglas, Evan Rachel Wood, Willis Burks II, Paul Lieber. 3L, 93 Minuten.

© SZ vom 15.11.2007/ihe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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