Neu im Kino: "Insel der Abenteuer":Lasst mich hier raus

Diesmal keine starke Überfrau, sondern ein neurotisches Nervenbündel: Jodie Foster allein im Dschungel.

Anke Sterneborg

Im Laufe der Jahre ist Jodie Foster zu einer zähen Kämpferin gegen übermächtige Gegner geworden, hinter den geschlossenen Türen des "Panic Room" ebenso wie im Frachtraum eines Flugzeugs in "Flight Plan". Wenn sie jetzt in "Die Insel der Abenteuer" ein komödiantisch überdrehtes Nervenbündel spielt, das manisch mit Desinfektionsmitteln hantiert und angstvoll selbst vor dem Weg zum eigenen Briefkasten zurückschreckt, dann ist das eine eher gewöhnungsbedürftige Ausgangssituation.

In der Verfilmung von Wendy Orrs Jugendroman "Wie versteckt man eine Insel" entflieht sie der Enge ihres New Yorker Appartements nur in ihrer Phantasie - als Autorin von Abenteuerromanen unter dem Pseudonym Alex Rover, der sich wie ein Verwandter von Indiana Jones furchtlos den Gefahren der Welt stellt.

Diese Bücher werden weit entfernt in der paradiesischen Einsamkeit einer südpazifischen Insel von der kleinen pfiffigen Nim Rusoe gelesen: Nim lebt in einer verwinkelten Baumhausversion der Villa Kunterbunt wie Pippi Langstrumpf - und wie Mogli ist sie auf Du und Du mit den wilden Tieren des Dschungels. Und wenn ihre Insel in Abwesenheit des forschungsreisenden Vaters von einer Invasion grotesker Ferienparadiestouristen überfallen wird, dann macht sie ihre physische Unterlegenheit mit demselben subversiven Einfallsreichtum wett wie einst Kevin, der allein zu Hause war.

Weil die als "Little Miss Sunshine" berühmt gewordene Abigail Breslin ein eigenwilliger Wildfang ist und keine rehäugige Hollywoodprinzessin, macht es einigen Spaß, ihr dabei zuzuschauen. Doch wie in den anderen Jugendfantasyfilmen der Produktionsfirma Walden Media, "Die Chroniken von Narnia" zum Beispiel oder "Die Brücke nach Terabithia", ist die Magie der Kinderphantasie auch hier ein bisschen zu perfekt ausgestattet, um authentisch zu wirken.

Als Nim dann via Internet den Autor ihrer heißgeliebten Romane zu Hilfe ruft, ohne freilich zu ahnen, dass der zupackende Haudegen Alex Rover in Wirklichkeit eine unsichere und lebensfremde Alexandra ist, driftet das Abenteuer unerbittlich in den Hafen einer Patchworkfamilie.

NIM'S ISLAND, USA 2008 - Regie: Jennifer Flackett, Mark Levin. Buch: Joseph Kwong, Paula Mazur. Kamera: Stuart Dryburgh. Mit Jodie Foster, Abigail Breslin, Gerard Butler. Universal, 92 Min.

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